20.12.2010

Atommüll-Frachter in Seenot
nach Rußland-Fahrt

Traumstrand mit Atommüll Hammerfest (LiZ). Der dänische Atommüll-Frachter 'Puma' geriet am Wochenende vor Nord- Norwegen wegen eines Lecks in Seenot. Er mußte westlich von Hammerfest in einem Fjord der Insel Söröya ankern, wo Meerwasser aus dem Schiffsrumpf gepumpt werden konnte. Die 'Puma' hatte in der vergangenen Woche 330 Tonnen Atommüll nach Rußland transportiert. Umweltschutz-Organisationen haben in der Vergangenheit mehrfach auf die Gefahren von Atommüll-Transporten entlang der norwegischen Küste mit teils schlecht ausgerüsteten Frachtschiffen hingewiesen. Sie sehen sich nun in ihren Warnungen bestätigt.

Die Ladung des Frachters - insgesamt 330 Tonnen radioaktives Material, darunter rund 53 Kilogramm angereicherten Atommüll aus dem serbischen Versuchs-Reaktor Vinca - war vergangenen Donnerstag im russischen Murmansk gelöscht worden. Bei der Rückfahrt geriet der Frachter in Seenot. Die norwegische Seerettungs-Zentrale entsandte auf einen Notruf der 'Puma' zwei Schiffe zur Hilfe. Das Leck konnte soweit unter Kontrolle gebracht werden, daß der dänische Frachter aus eigener Kraft am gestrigen Sonntag im Hafen der norwegischen Stadt Hammerfest einlaufen konnte.

Die 'Puma' war laut dem norwegisch-russischen Portal 'Barents-Observer' vor über zwei Wochen mit dem Atommüll an Bord von einem slowenischen Hafen aus in Richtung Murmansk aufgebrochen. Zunächst war die radioaktive Ladung per Bahn über Ungarn nach Slowenien gebracht und im Hafen von Koper auf die 'Puma' verladen worden. Der Frachter durchquerte danach das Mittelmeer, die Biskaya, den Ärmelkanal und die Nordsee. Längs der norwegischen Küste ging es dann nach Murmansk auf der russischen Halbinsel Kola. Von dort soll der Atommüll über 3.000 Kilometer auf der Schiene in die umstrittene Atommüllanlage in Majak gebracht werden.

Norwegische und russische UmweltschützerInnen kritisierten den Atommüll-Transport der 'Puma' und sehen sich nun in ihren Warnungen bestätigt. "Welchen Beweises bedarf es eigentlich noch, daß unsere Warnungen realistisch sind", fragt Yngvild Lorentzen von der Naturschutz-Organisation Naturvernforbundet (www.naturvernforbundet.no). "Überhaupt sind solche Transporte, die über Tausende von Kilometern längs europäischer Küsten verlaufen, nicht nur aufgrund des Unglücksrisikos ganz abzulehnen," erklärte Oleg Bodrov von der russischen Umweltschutz-Organisation Zelenyj Mir. Rußland droht zur Atommüll-Kippe Europas zu werden.

Laut Informationen der 'Süddeutschen Zeitung' sind für die Wintermonate drei Schiffs-Transporte mit Atommüll aus Deutschland nach Rußland geplant. Dabei soll es sich um insgesamt 951 verbrauchte Brennstäbe aus dem ehemaligen DDR-Versuchsreaktor Rossendorf handeln. Endziel dieser Atommüll-Transporte sei die zentrale russische Atomanlage Majak im südlichen Ural. Am 29. September 1957 war Kyschtym in der Nähe von Tscheljabinsk ein unterirdischer Tank mit hochradioaktivem flüssigem Atommüll aus der Plutoniumfabrik Majak explodiert. Dabei wurde ein Gebiet von 15.000 Quadratkilometern unbewohnbar. Im Oktober hatte es Berichte über geheime Atommüll-Transporte auf der Nord-Route von aus Atomwaffen stammendem Abfall aus Polen gegeben.

 

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