27.12.2009

"Störung" im AKW Fessenheim

Reaktor konnte nicht hochgefahren werden

AKW Fessenheim Straßbourg (LiZ). Im elsässischen AKW Fessenheim, 23 Kilometer vom Stadtzentrum Freiburgs entfernt, hat sich erneut eine "Störung" ereignet. Einer der beiden Reaktoren sollte heute (Sonntag) um 6 Uhr nach Wartungsarbeiten wieder hoch- gefahren werden. Laut Angaben der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN kam es dabei zu Problemen im Kühlsystem. Offenbar wurden beim Neustart Pflanzenreste aus dem Rhein angesaugt. ASN stufte den Zwischenfall auf Stufe Eins der internationalen Meldeskala INES ein, also in der zweiten der von Null bis Sieben reichenden Kategorien. Anfang Dezember war es im französischen AKW Cruas zu einer Notabschaltung gekommen, nachdem Treibgut der Rhône den Zufluß des Kühlsystems verstopft hatte.

Beim dem an der Grenze zu Deutschland gelegenen AKW Fessenheim handelt es sich um das älteste französische Atomkraftwerk, dessen Reaktorblock I seit 1977 in Betrieb ist. UmweltschützerInnen fordern die Stillegung des Atomkraftwerks insbesondere wegen des Erdbebenrisikos in der Grenzregion von Frankreich, Deutschland und der Schweiz, wegen mangelhaftem Schutz gegen Flugzeugabsturz und wegen der vielen "Pannen".

Nach Auskunft der Atomaufsichtsbehörde ASN bleibt Reaktorblock II wegen der Probleme im Kühlsystem vorerst abgeschaltet. Der Stromkonzern EdF teilte mit, es sei noch unklar, wann der Reaktor wieder hochgefahren werde könne. Block I wurde im Oktober für eine 10-Jahres-Inspektion vom Netz genommen. Die Genehmigung des AKW Fessenheim, das seit 1977 in Betrieb ist, soll nach dem Willen des Betreibers, des französischen Energie-Konzerns EdF, um weitere 10 Jahre verlängert werden. Hiergegen fand im elsässischen Colmar am 3. Oktober eine Großdemonstration mit über 10.000 französischen und deutschen TeilnehmerInnen statt.

In Frankreich sind derzeit zwölf von von 58 Atomreaktoren außer Betrieb, weshalb weniger Strom produziert wird als in den vergangenen Wintern. Bereits am 18. Dezember hat der französische Netzbetreiber RTE, ein Tochterunternehmen des französischen Strom-Konzerns EdF, vor einem großflächigen Zusammenbruch der Stromversorgung in Frankreich gewarnt. Vor allem in der Bretagne sei die Gefahr eines Blackout "real und unmittelbar". In der Aufbauphase der 19 französischen Atomkraftwerke hatte EdF zur Steigerung des Absatzes massiv für den Einbau von energetisch unsinnigen Elektroheizungen in Eigenheimen geworden. Fast ein Drittel der französischen Haushalte - rund sieben Millionen - heizt heute mit Strom.

 

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