5.12.2010

AKW Flamanville
Dach eingestürzt

AKW Flamanville Paris (LiZ). In der Nacht vom Samstag auf Sonntag ist das Dach einer Halle des AKW Flamanville unter der Schneelast eingestürzt. Am AKW-Standort Flamanville am Ärmelkanal wird seit August 2006 an einem neuen Atomkraftwerk vom Typ EPR gebaut, wobei des öfteren Pfusch am Bau bekannt wurde. Der Schutt des Daches begrub nach offiziellen Angaben 12 Kunststoff-Fässer mit schwach-radioaktivem Müll unter sich. Offenbar war die Statik des Dachs nur für eine Schneelast unterhalb eines "Jahrhundert-Ereignisses" ausgelegt.

Laut dem französischen Atromstrom-Konzern EdF ist infolge des Unfalls keine Radioaktivität ausgetreten und es besteht keine Gefahr für Mensch und Umwelt. Die französische Atomaufsicht ASN stufte die "Panne" immerhin auf Stufe 1 der internationalen INES-Skala (International Nuclear Event Scale), die von Null bis 7 recht, ein.

Die ASN gab in einer Stellungnahme bekannt, die EdF habe gemeldet, daß kein Atommüll-Behälter beschädigt sei und Radioaktivitäts-Messungen in der Umgebung des Gebäudes "keine abnorme Entwicklung" gezeigt hätten. Des weiteren hieß es von seiten der ASN, sie habe am selben Tag zwei Inspekteure nach Flamanville entsandt, um die Folgen der "Panne" zu bewerten und die Bergungsarbeiten zu beaufsichtigen. Rund 20 Quadratmeter Dachfläche eines Nebengebäudes zur Konditionierung von schwach-radioaktiven Abfällen seien auf die dort stehenden Kunststoff-Fässer herabgestürzt. Bei den Kunststoff-Fässern, die unter Schutt und Schnee begraben wurden, handelt es sich nach offizielle Auskunft um Fässer aus stabilem Kunststoff mit einem Volumen von jeweils 200 Liter. Laut einem Mitarbeiter des AKW enthielten sie Abfälle wie Handschuhe oder Lumpen.

Offenbar ist jedoch die Auskunft, die Fässer seien nicht beschädigt, voreilig: Laut ASN seien MitarbeiterInnen des AKW noch damit beschäftigt die Unfallstelle zu sichern, "um anschließend die Fässer bergen zu können." Mittlerweile wurde bekannt, daß im Jahr 1986 bei der Berechnung der Statik für die Halle lediglich eine Schneelast berücksichtigt wurde, die unterhalb eines "Jahrhundert-Ereignisses" bewertete wird. Dies beleuchtet die reale Bedeutung des Begriffs "Restrisiko": In ihm sind die Risiken aller Ereignisse zusammengefaßt, die für die Auslegung eines AKW nicht berücksichtigt werden - seien sie als zu unwahrscheinlich eingeschätzt oder schlicht mangels Phantasie nicht vorhergesehen.

 

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Radioaktive Wolke aus AKW Fessenheim
      erst nach über einem Monat publik (26.09.10)

      Frankreich: Laufzeitverlängerung auf 40 Jahre
      kostet 600 Millionen Euro pro Reaktor
      AKW Fessenheim bis 2017? (27.06.10)

      "Störung" im AKW Fessenheim
      im Dezember gravierender als bislang bekannt (23.02.10)

      Verbrecherische Menschenversuche
      bei französischen Atombomben-Tests (17.02.10)

      Atomenergie verursacht Stromlücke
      in Frankreich (18.12.09)

      Notabschaltung im französischen AKW Cruas
      Hauptkühlsystem verstopft (2.12.09)

      Streit um die neue Atomkraftwerks-Linie EPR in Frankreich
      Sicherheitsbehörden kritisieren
      elektronisches Steuerungs-System (3.11.09)

      Unverantwortlicher Umgang mit dem hochgiftigen
      Bombenstoff Plutonium (15.10.09)

      Ende des finnischen AKW-Neubaus Olkiluoto?
      Areva droht mit Baustop (1.09.09)

      AKW-Laufzeitverlängerung in Spanien
      "Sozialistischer" Regierungs-Chef Zapatero
      bricht Wahl-Versprechen (3.07.09)

      Terrorziel Atomkraftwerk
      TV-Magazin 'Frontal21' veröffentlicht Geheimbericht
      (17.06.09)

      Erdbeben der Stärke 4,5 bei Steinen
      AKW Fessenheim nach wie vor unsicher (5.05.09)

      EURATOM,
      Milliarden-Subventionen und die Bombe (22.04.09)

      IAEA: AKW Fessenheim
      entspricht nicht internationalen Standards (8.04.09)

      Greenpeace in Frankreich bespitzelt
      Kam der Auftrag von EdF? (1.04.09)

      Weltwirtschaftskrise trifft Energie-Konzerne
      Keine Investitionen für AKW-Neubauten (4.02.09)

      Siemens steigt bei Areva aus
      Ist das Atomkraftwerk-Modell EPR am Ende? (27.01.09)

      Renaissance der Atomenergie?
      Wo in aller Welt? (7.01.09)

      Frankreichs Verbrechen auf Moruroa
      188 Atom-Bomben und die Folgen (29.09.08)

      EdF schluckt British Energy
      Wirtschaftliche Konzentration nimmt zu (24.09.08)

      Prestigeobjekt als Rohrkrepierer
      Fortlaufende Pannen beim Bau
      des neuen EPR-Atomkraftwerks in Flamanville (27.08.08)

      Erneut Atom-Unfall in Frankreich
      100 Menschen radioaktiv kontaminiert (24.07.08)

      Erneut Atom-Unfall in Frankreich
      15 Menschen radioaktiv kontaminiert (22.07.08)

      Französische Atom-Industrie bleibt im Gespräch
      Erneute Leckage (18.07.08)

      Nach Unfall beim AKW Tricastin
      Überprüfung des Grundwassers bei französischen AKW
      (17.07.08)

      AKW Tricastin:
      Flüsse in Südfrankreich radioaktiv kontaminiert (8.07.08)

      AKW-Unfall in Spanien
      Greenpeace ortet Radioaktivität bei Tarragona (8.04.08)

      1,5 Milliarden Zusatzkosten beim EPR-Atomkraftwerk
      Siemens blamiert sich mit "Vorzeige-Kraftwerk" Olkiluoto
      (30.03.08)

      Neues EPR-Atomkraftwerk
      kann durch Flugzeug-Attacke zerstört werden (26.03.08)

      Der Anschlag auf Greenpeace
      Französischer Geheimdienst tötete 1985 einen Menschen
      beim Versenken der 'Rainbow Warrior'

      Atom-Ausstieg selber machen!

      Atomenergie in Frankreich
      Folge 11 der Info-Serie Atomenergie