22.11.2011

Schulen geschlossen und Straßen gesperrt
Französische Behörden
und der CASTOR-Protest

Atommüll - wohin damit? Caen (LiZ). Im Vorfeld des in den kommenden Tagen startenden CASTOR-Transports von LaHague nach Gorleben sollen Schulen geschlossen und Straßen gesperrt werden. Außerdem hat das französische Bahn-Unternehmen SNSF angekündigt, großräumig den Zugverkehr stillzulegen. Die französischen und britischen Atomkraft-GegnerInnen, die eine Blockade bei Valogne angekündigt haben, bewerten dies als einen "Erfolg vor dem Start."

Die französischen Atomkraft-GegnerInnen freuen sich insbesondere darüber, daß durch die außergewöhnlichen behördlichen Aktivitäten überregionale Presse wie etwa die 'Liberation' erstmals über den CASTOR-Transport berichtet. Die angekündigten Maßnahmen wurde laut lokaler Presse von der Präfektur beschlossen und die lokalen Behörden sind gezwungen, sie auszuführen. Die SNSF hat auf ihrer regionalen Internet-Seite eine totale Unterbrechung der Zugverbindung zwischen Cherbourg und Lison auf eine Länge von 70 Kilometern der Strecke Paris - Caen - Cherbourg angekündigt.

Voraussichtlich wird der CASTOR-Zug nicht wie zunächst vermutet am Donnerstag, sondern bereits am Mittwoch starten. Es handelt sich zwar nicht um den ersten Transport von hochradioaktivem Atom-Müll aus der Plutonium-Fabrik LaHague in das oberirdische Zwischenlager Gorleben - allein seit dem Jahr 2000 gab es neun solcher Transporte - doch die von Bürgermeisteramt und SNSF angekündigten Maßnahmen sind recht ungewöhnlich.

Nach eigenen Angaben will die SNSF wegen mehrerer angekündigter Demonstrationen insbesondere durch den Dachverband der französischen Anti-AKW-Initiativen 'Réseau Sortir du Nucléaire' ihren Fahrgästen für Mittwoch einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Lison und Cherbourg anbieten.

In Valognes, das von Polizeihubschraubern überwacht wird, werden die beiden Collèges-Schulen als auch das Gymnasium geschlossen, wie die Schulbehörde gegenüber der Presse einräumte. Das Bürgermeisteramt hat auf Anweisung der Präfektur das Parken und den Verkehr auf mehr als zwanzig Straßen für den Zeitraum von Mittwoch 6 Uhr bis Donnerstag 15 Uhr untersagt. Sogar FußgängerInnen dürfen eine bestimmte Straße, die Rue des Artisans in der Nähe des Bahnhofs, am Mittwoch von 12 bis 15 Uhr nicht betreten

Atomkraft-GgnerInnen haben am Montag ein Camp bei Yvetot-Bocage - wenige Kilometer von Valognes entfernt - aufgebaut. An den umliegenden Kreuzungen waren zweitweilig Mannschaftswagen der Polizei aufgefahren. Die Gruppe 'Valognes Stop Castor' hat zu einer Kundgebung am Mittwoch um 10 Uhr aufgerufen. Greenpeace und eine "grüne" Partei (EELV) haben für Dienstag 18 Uhr eine Versammlung angekündigt, die ausdrücklich nicht zu einer Blockade führen soll.

"Wir müssen aufhören zu glauben, daß ein Atom-Ausstieg als Ergebnis der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr abfallen könnte," erklärte ein Aktivist der Atomkraft-GegnerInnen. Das sei bereits daran erkennbar, daß sich die EELV in der vergangenen Woche vollständig der pseudo-sozialistischen Partei PS und deren Präsidentschaftskandidaten Francois Hollande unterworfen habe. Hollande hatte kürzlich - ähnlich wie die pseudo-sozialistische Partei Spaniens vor etlichen Jahren - einen "schrittweisen Atom-Ausstieg" versprochen. In Spanien hatte der pseudo-sozialistische Ministerpräsident Zapatero das Wahlversprechen eines Atom-Ausstiegs im Jahr 2009 gebrochen. Dessen Partei erreichte mit 28,7 Prozent bei den Wahlen am vergangenen Wochenende ihr schlechtestes Ergebnis seit dem Ende der faschistischen Franco-Diktatur im Jahr 1975.

In Deutschland haben vor wenigen Tagen bei einer Meinungs-Umfrage 68 Prozent der Befragten den bevorstehenden CASTOR-Transport als "unverantwortlich" bezeichnet. Ihrer Meinung nach sei der Streit um die Strahlenmessungen am Zwischenlager in Gorleben nicht hinreichend geklärt, um der Einlagerung weiterer Castoren zuzustimmen (Siehe hierzu unseren Artikel v. 20.11.11)

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Strahlen-Skandal Gorleben
      Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages
      widerspricht Landesregierung (20.11.11)

      Genehmigung für CASTOR-Transport
      trotz Strahlen-Skandal (31.10.11)

      Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen fordern Absage
      des CASTOR-Transports nach Gorleben (17.10.11)

      Radioaktiver Müll in Gorleben
      hohe Strahlenbelastung am Zaun (30.09.11)

      Radioaktiver Müll in Gorleben
      hohe Strahlenbelastung am Zaun (25.08.11)

      Atommüll-Endlager in Deutschland?
      EU macht Druck (20.07.11)

      Atommüll-Endlager in der Schweiz?
      Unmögliches soll realistisch erscheinen (12.07.11)

      13. CASTOR nach Gorleben
      angekündigt (3.06.11)

      Gorlebener Salzstock vielfach angebohrt
      Der Berg schlägt zurück (15.04.11)

      Stark erhöhte Radioaktivität
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (14.04.11)

      Drei Monate Denkpause
      auch für Gorleben? (30.03.11)

      Atommüll-Frachter in Seenot
      nach Rußland-Fahrt (20.12.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)

      Erhöhte Krebs-Rate
      um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)

      Parteitag der Pseudo-Grünen
      Gorleben als Verhandlungsmasse (21.11.10)

      Neue wissenschaftliche Studie:
      AKW und tote weibliche Embryos (19.11.10)

      CDAK interveniert
      gegen Wiederwahl Annette Schavans in Parteivorstand
      (14.11.10)

      50.000 in Dannenberg
      Auftakt zum CASTOR-Protest im Wendland (7.11.10)

      Akten über Explosion im Jahr 1969
      Erdgas unter Gorleben (13.09.10)

      Der Endlager-Schwindel
      Greenpeace veröffentlicht Akten zu Gorleben (13.04.10)

      In Asse II wird probegebohrt
      Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)

      Atommüll-Transporte
      Glaskokillen nicht stabil (5.02.10)

      Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
      Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)

      Endlager-Standort Gorleben
      Bei der Auswahl spielte Geologie kaum eine Rolle
      (10.01.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)

      Morsleben-Kongreß
      Forderung nach Offenlegung einer geheimen Studie
      zur Rückholbarkeit des radioaktiven Mülls (21.11.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Decke eingestürzt (9.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich
      (2.10.09)

      Verstärkter Laugeneinbruch
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)

      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
      im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
      MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)

      Desinformation in der 'Badischen Zeitung'
      Die Schweizer Endlager-Suche (18.06.09)

      Asse II: Strom-Konzerne drückten
      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

      Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
      Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
      (29.04.09)

      Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
      Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an
      (24.04.09)

      Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
      Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)

      Versuchslager Asse II
      Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)

      Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

      Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
      Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Folge 12 der Info-Serie Atomenergie