2.01.2010

Aus für AKW Ignalina

Zahl der Reaktoren weltweit sinkt auf 435

AKW Ignalina Vilnius (LiZ). Entsprechend den Vereinbarungen zum EU-Beitritt Litauens wurde an Sylvester das einzige Atomkraftwerk der drei baltischen Staaten endgültig abgeschaltet. Der letzte der beiden Reaktoren sowjetischer Bauart wurde nun vom Netz genommen, während der andere zum Jahreswechsel 2004/2005 stillgelegt worden war.

Die beiden Reaktoren waren vom selben Typ wie der des AKW Tschernobyl, der am 26. April 1986 außer Kontrolle geriet und weite Teile Europas radioaktiv kontaminierte. Auf der Grundlage der unbewiesenen Behauptung, daß westeuropäische Reaktoren sicherer seien als jene vom sowjetischen Bautyp hatte sich die europäische Atom-Lobby mit der Ausstiegs-Zusage Litauens vom Makel der Tschernobyl-Katastrophe freizukaufen versucht. Der nun abgeschaltete Reaktor des AKW Ignalina war seit 1984 in Betrieb und hatte mit 25 Jahren die weltweit durchschnittliche Betriebsdauer erreicht.

Der Ausbau erneuerbaren Energien hinkt in Litauen weiter hinter dem europäischen Durchschnitt her, obwohl die endgültige Stilllegung des AKW Ignalina absehbar war. Laut Informationen des Global Wind Energy Council wurden in Litauen bislang lediglich Windkraftanlagen mit insgesamt rund 54 Megawatt Leistung installiert, obwohl in dem Land von den Wetterbedingungen her ein Vielfaches möglich wäre. Doch zunächst hatten die neuen Machthaber Litauens versucht, mit Hilfe einer Volksabstimmung die zugesagte Stilllegung hinauszuzögern. Doch dieses Unternehmen scheiterte wegen zu geringer Beteiligung der Bevölkerung. In der Folgezeit hatte offenbar die Hoffnung bestanden, einen Prototyp des neuen Siemens-Areva-Atomkraftwerks zu einem Dumpingpreis von 3,2 Milliarden Euro ergattern zu können. Der Bau zweier dieser Prototypen wurde jedoch im finnischen Olkiluoto (2005) und im französischen Flamanville (2007) begonnen und führt dort zu reichlich Ärger wegen Kosten- und Bauzeitüberschreitungen.

Außer dem nun stillgelegten Reaktor des AKW Ignalina wurden 2009 zwei Reaktoren des japanischen AKW Hamaoka (I und II) am 31. Januar stillgelegt. Am 30. März ging mit Tamori 3 in Japan ein Reaktor neu ans Netz. Am 22. Dezember folgte ein weiterer Reaktor, Rajasthan 5, in Indien. Damit sinkt die Zahl der nominell in Betrieb befindlichen Atom-Reaktoren weltweit von 436 (Ende 2008) auf nunmehr 435.

 

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