Tokio (LiZ). In der Ruine von Reaktor I des AKW Fukushima Daiichi hat ein Roboter die seit Beginn der Reaktor-Katastrophe höchste Radioaktivität gemessen. Ein Mensch hätte bei diesen Strahlungswerten bereits nach vier Minuten die in Japan momentan zugelassene Obergrenze eines Jahres überschritten. Offenbar steigt die Radioaktivität weiter an.
Wie der Betreiber des AKW Fukushima Daiichi TEPCO heute selbst mitteilte, ist in der Ruine von Reaktor I ein neuer Rekordwerte von 4000 Millisievert pro Stunde (4 Sv/h) gemessen worden. Dabei handelt es sich um die höchste bisher in der Luft gemessene Radioaktivität in dem zerstörten Atomkraftwerk. Die maximal zugelassene Strahlenbelastung für Arbeitskräfte in Atomkraftwerken liegt in Japan derzeit bei 250 Millisievert pro Jahr (250 mSv/a). Dieser willkürlich festgelegte "Grenzwert" wurde nach dem Super-GAU von 100 mSv/a auf 250 mSv/a heraufgesetzt.
Aus der von der Nachrichtenagentur Kyodo verbreiteten Stellungnahme TEPCOs geht hervor, daß die hohe Strahlung in der südöstlichen Ecke der Ruine gemessen wurde, wo Dampf aus dem Boden austritt. Dies ist ein weiteres Indiz für die These, daß sich die Kernschmelze längst durch den Boden des Reaktordruckbehälters und die darunter befindliche meterdicke Betonplatte hindurch gefressen hat.
Nach Angaben von TEPCO befindet sich unter dem Loch im Boden, aus dem der hoch radioaktive Dampf austritt, ein Rohr, das durchs Gebäude führe. TEPCO erklärte jedoch, das Rohr sei nicht beschädigt. TEPCO veröffentlichte die Vermutung, der Dampf stamme aus einem Behälter, wo sich Kühlwasser gesammelt habe. Dies bietet jedoch keine Erklärung für den Meßwert von 4000 mSv/h. TEPCO hatte am 3. Juni bekannt gegeben, in der Reaktor-Ruine - vermutlich in Kellerräumen - befinde sich radioaktiv belastetes Wasser von mehr als 100.000 Tonnen. Neben großen Mengen, die von Rettungs-Trupps in den vergangenen Wochen über die Außenwände ins Innere der Ruinen gepumpt wurden, haben auch starke Regenfälle bei einem Taifun den Wasserpegel in der Atomruine weiter ansteigen lassen.
Falls die Kernschmelze mit Wasser in Kontakt kommt, kann es erneut zu Wasserdampf- oder auch Wasserstoff-Explosionen kommen und hierbei kann erneut Radioaktivität in einem großem Umkreis freigesetzt werden.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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