14.11.2011

AKW Ringhals
Brand wegen vergessenem Staubsauger

AKW Ringhals, Schweden Stockholm (LiZ). Heute wurde mit über einem halben Jahr Verspätung bekannt, warum Block 2 des schwedischen AKW Ringhals abgeschaltet ist. Im Reaktordruckbehälter war ein Staubsauger vergessen worden und dies hatte zu einem Brand geführt.

Offenbar konnte die peinliche Schlamperei nicht mehr länger geheim gehalten werden. Die Eigentümer-Konzerne des Atomkraftwerks, Vattenfall und E.on, mußten zudem bekannt geben, daß sie in der Folge 197 Millionen Euro (1,8 Milliarden Kronen) verloren haben. Der vergessene Staubsauger hatte am 10. Mai bei einem während der Revision üblichen Belastungstest des inneren Stromkreises im Reaktor zu einem Kurzschluß geführt. Zusammen mit herumliegenden Plastikteilen hatte er dabei Feuer gefangen. Die Untersuchung der "Panne", Reinigungs- und Reparaturarbeiten ziehen sich mittlerweile mehr als sechs Monate hin.

Wie ebenfalls erst jetzt publik wurde, fanden sich bei den Aufräumarbeiten nach dem Brand in Rohren des Notkühlsystems des 36 Jahre alten Reaktors 2 Hinterlassenschaften von Schweißarbeiten aus den 1980er-Jahren. Offenbar war damals Dichtungsmaterial in den Rohren vergessen worden und behindert seitdem den Durchfluß. Doch in all den Jahren war dies bei keiner der Inspektionen aufgefallen. Nachdem im Januar 2007 ein interner Bericht auftauchte, in dem unzählige Pannen mit "potentiell" katastrophalen Folgen, Alkohol im Dienst und eine laxe Einstellung gegenüber den Sicherheitsvorschriften in schwedischen Atomkraftwerken aufgeführt waren, überrascht dies zumindest die schwedischen Atomkraft-GegnerInnen nicht mehr.

Nicht nur Block 2, sondern auch die übrigen drei Reaktorblöcke des AKW Ringhals stehen derzeit aus verschiedenen Gründen still. Alle drei noch mit Betriebsgenehmigungen ausgestatteten schwedischen Atomkraftwerke mit insgesamt zehn Reaktoren haben in den vergangenen Jahren häufige und lange Stillstandszeiten zu verzeichnen. Dies verschärfte auch in Schweden seit Beginn der Reaktorkatastrophe von Fukushima am 11. März den Streit um einen Atom-Ausstieg. Selbst die ansonsten wenig kritische schwedische Regierung hatte Ende September über zu häufige Stillstände geklagt. Zu diesem Zeitpunkt waren sechs der zehn Atomreaktoren außer Betrieb.

Atomkraftwerke in Schweden

Im AKW Oskarshamn war erst Ende Oktober ein Brand in einer Turbinenhalle ausgebrochen. Der betroffene Reaktor 2 mußte heruntergefahren werden. Kurz zuvor war der Reaktor nach einer Revision mit Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten wieder angefahren worden. Das AKW mit drei zwischen 39 und 26 Jahre alten Reaktoren wird vom deutschen E.on-Konzern zusammen mit dem finnischen Partner Fortum betrieben.

Am 25. Juli 2006 war Schweden nur um Haaresbreite einer Atomkatastrophe entgangen, als der Zusammenbruch sämtlicher Sicherheitssysteme die Kühlung des Reaktors zusammenbrechen ließ. Nur sieben Minuten vor Eintritt der Kernschmelze konnte eine Notkühlung in Gang gebracht werden. Dennoch konnte die Atomlobby in Schweden - ähnlich wie in Deutschland - im vergangenen Herbst durchsetzen, daß das Parlament mit knapper Mehrheit den 1980 in einer Volksabstimmung beschlossenen und zwischenzeitlich mehrfach hinausgeschobenen Atom-Ausstieg aufhob. Immerhin waren in Schweden in den Jahren 1999 und 2005 die beiden Blöcke des AKW Barsebäck stillgelegt worden.

 

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Anmerkungen

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