3.01.2010

Groteske Wolfs-Jagd in Schweden

Kein Platz für wilde Tiere

Wolfs-Jagd in Schweden Stockholm (LiZ). Nach mehr als vier Jahrzehnten hat die schwedische Regierung erstmals wieder die Jagd auf Wölfe erlaubt. Dabei ist der derzeitige Bestand an Wölfen bei einer Anzahl von rund 220 Individuen wegen Inzucht kaum überlebensfähig. Laut schwe- discher "Umweltschutz"- Behörde hätten bis zum 15. Februar insgesamt 27 Wölfe getötet werden dürfen. Bei einem Aufgebot über 12.000 JägerInnen, die sich für die Wolfs-Jagd angemeldet hatten, wurden bereits innerhalb weniger Stunden mehr als die erlaubten 27 Wölfe erschossen.

Der schwedische "Umwelt"-Minister Andreas Carlgreen hatte die atavistische und groteske Schießerei mit Gründen der Arterhaltung zu verbrämen versucht: Die gegenwärtige schwedische Wolfspoulation müsse sich erneuern, weil genetisch bedingte Herz- und Nierenleiden das langfristige Überleben der Tiere gefährdeten.

Der Beschluß des schwedischen Parlaments vom Oktober 2009, die Wolfs-Jagd wieder zu erlauben, um in den kommenden fünf Jahren den Wolfs-Bestand auf 210 Tiere und 20 Rudel zu begrenzen, war unter schwedischen Umwelt- und NaturschützerInnen auf heftigen Widerspruch gestoßen. Der schwedische Naturschutzverband verglich das Unternehmen mit einem billigen "Wildwest"-Film. Die Organisation 'Svenska Rovdjursföreningen' sprach von einer "inakzeptablen politischen Dummheit". Schwedische BiologInnen kritisierten die aktuelle Wolfs-Jagd als wissenschaflich nicht fundiert. Der Bestand von 220 Wölfen sei noch zu klein und zudem aufgrund von Inzucht gefährdet. Sie befürworten deshalb zur Auffrischung ein gezieltes Einsetzen von Wölfen aus dem Baltikum oder Polen und halten eine mögliche vorsichtige Bejagung allenfalls bei einem Bestand von mehr als 500 Tieren für vertretbar. Zusammen mit anderen Organisationen wie dem WWF wollen sich die schwedischen Umwelt- und NaturschützerInnen an die EU-Kommission wende, um ein Ende des als populistisch kritisierten Abschusses zu erreichen.

Schwedische SchafzüchterInnen und JagdpächterInnen hatten sich immer wieder darüber beschwert, daß Wölfe Schafe, Jagdhund oder auch Haustiere gerissen hätten. Es ist ein offenes Geheimnis, daß JagdpächterInnen den Wolf als Konkurrenten um Elche und Rehe ansehen. So wurde der värmländische Schafsfarmer und Waldbesitzer Kenneth Holmström in der gestrigen (Samstags-) Ausgabe der Stockholmer Tageszeitung 'Dagens Nyheter' mit den Worten zitiert: "Der Wolf darf das ganze Jahr Elche jagen, wir nur jeden Herbst ein paar Wochen lang."

Die schwedische Regierung hat mit dem Parlamentsbeschluß vom Oktober ein vor drei Jahren gegebenes Wahlversprechen eingelöst. Argumentiert wurde damals, 210 Wölfe seien für Schweden das Maximum, um ernsthafte Konflikte zwischen Mensch und Wolf zu vermeiden. Neben den vorwiegend materiell motivierten Sorgen von JagdpächterInnen und SchafzüchterInnen hatten auch schwedische Eltern Angst um die Sicherheit ihrer Kinder. Allerdings ist nachweislich in den vergangenen 200 Jahren kein einziger Mensch in Schweden von einem wilden Wolf verletzt worden.

Die gesamte skandinavische Wolfspopulation läßt sich auf nur drei Wölfe zurückführen, die in den 1980er- und 1990er Jahren aus Finnland und Rußland einwanderten. Anfang der 1960er Jahren war der Wolf in Schweden praktisch von der Bildfläche verschwunden. Ab 1966 war er in Schweden gesetzlich geschützt.

 

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