27.02.2010

Neue Verluste bei Fannie Mae

15 Milliarden von US-Regierung

Weltwirtschaftskrise New York (LiZ). Der US-ameri- kanische Hypothekenfinanzierer Fannie Mae erweist sich nach der Verstaatlichung als Faß ohne Boden. Fannie Mae und Freddie Mac, das kleinere ebenfalls verstaatlichte Institut, stehen zusammen für mehr als die Hälfte aller US-Hypotheken und repräsentieren damit auf dem Papier ein Finanzvolumen von über fünf Billionen US-Dollar. Im vierten Quartal 2009 kamen bei Fannie Mae neue Verluste in Höhe von 16,3 Milliarden US-Dollar hinzu, teilte das Institut am gestrigen (Freitag) abend nach US-Börsenschluß mit. Damit ergibt sich das horrende Volumen von 74,4 Milliarden US-Dollar (54,6 Milliarden Euro) Verlust für das gesamte Jahr 2009. Dies ist einer der höchsten Verluste der US-Wirtschaftsgeschichte.

Seit Beginn der Weltwirtschaftskrise im Juli 2007 schreibt Fannie Mae mit schöner Regelmäßigkeit rote Zahlen. Das bis dahin halbstaatliche Institut hatte viele Jahre dazu gedient, die Auswirkungen der Überproduktionskrise durch eine Ausweitung der Verschuldung des privaten Sektors hinauszuzögern. Laut der neoliberalen Propaganda, die von den Mainstream-Medien verbreitet wird, habe Fannie Mae "zu den Boomzeiten der US-Wirtschaft" mit vollen Händen Baukredite ohne nähere Prüfung auch an zahlungsschwache KundInnen ausgegeben. Daß dies so lange funktionierte, lag aber gerade nicht an einem "Boom", sondern an der Niedrigzinspolitik der Fed unter Alan Greenspan. Und diese Nierdigzinspolitik diente dem Zweck, eine künstliche Nachfrage für ansonsten auf einem gesättigten globalen Markt nicht mehr verkäufliche Produkte zu schaffen. Es ist daher ebenso neoliberale Propaganda, wenn es in den Mainstream-Medien unisono heißt, die Krise am US-Immobilienmarkt sei der "Auslöser der Finanzkrise 2008".

Nun begründet Fannie-Mae-Vorstandschef Michael Williams die Milliardenverluste mit der weiterhin hohen Arbeitslosigkeit und der schwachen Wirtschaftslage. Die manifesten Symptome der Krise, Arbeitslosigkeit und sinkendes BIP, zeigen sich jedoch erst seit Ende 2008 und können daher nicht als nachvollziehbare Begründung für den seit 2007 zu beobachtenden Niedergang von Fannie Mae herangezogen werden. Ebenso wenig taugt diese Erklärung für das ab Mitte 2007 zu beobachtende Phänomen, das von den Mainstream-Medien nach monatelangem Leugnen der Realität als "Finanzkrise" bezeichnet wurde.

Williams nährt nun weiterhin die Illusion, daß mit unverminderten staatlichen Milliardenhilfen erreicht werden könne, daß ein großer Teil der KreditnehmerInnen ihr Haus behalten und Zwangsversteigerungen verhindert werden könnten. Die Umschichtung der privaten Verschuldung zu einer staatlichen Verschuldung kann jedoch ebenfalls nur für einen begrenzten Zeitraum funktionieren. Sie mündet unausweichlich in der Alternative: Inflation und Währungsreform oder Staatsbankrott.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Weltwirtschaftskrise: US-Immobilienmarkt
      mit neuem Negativ-Rekord
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      greift weiter um sich (25.01.10)

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      Rückgang im Güterverkehr um 11,7 Prozent
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