3.10.2014

Autarke Energiefabrik
ohne Anschluß ans öffentliche Stromnetz

Autarke Energie-Fabrik - Foto: IBC Solar
Neuenstadt am Kocher (LiZ). Das Photovoltaik-Unternehmen Endress & Widmann Solar hat einen vollständig energieautarken Büro- und Werkstattkomplex in Betrieb genommen. Die Energiefabrik "EnFa" kommt ohne Anschluß an das öffentliche Stromnetz aus und nutzt zu 100 Prozent erneuerbare Energien.

Nach nur neunmonatiger Bauzeit versorgt die "EnFa" die NutzerInnen der gut 350 Quadratmeter großen Produktions- und rund 600 Quadratmeter Büro-Fläche ausschließlich mit erneuerbaren Energien. Auf einer Grundfläche von rund 30 Quadratmetern steht die komplette Energie-Zentrale als Herzstück des autarken Gebäudekomplexes.

Photovoltaik- und Speicheranlagen für die unabhängige Stromversorgung lieferte die IBC Solar AG. Entwickler und Bauherr der "EnFa" ist der Solar-Unternehmer Friedhelm Widmann, der sich als zertifizierter Fachpartner der IBC Solar einen Namen gemacht hat.

"Die Motivation für den Bau der EnFa liegt in der unsäglichen Diskussion um die Machbarkeit und die Finanzierung der Energiewende," erklärt Friedhelm Widmann. "Ich wollte zeigen, daß wir schon im Jahr 2014 in der Lage sind, eine stabile und wirtschaftlich interessante Energieversorgung zu realisieren, welche ausschließlich auf erneuerbaren Energien basiert." Widmann - Diplom-Ingenieur mit 20-jähringer Berufserfahrung - rechnet mit dauerhaft niedrigen Preisen zwischen 6 und 20 Cent pro Kilowattstunde. Dies liegt deutlich unter den Industriestrom-Tarifen der deutschen Stromanbieter.

Die autarke Versorgung der "EnFa" basiert auf einem Mix verschiedener Erzeugungs- und Speicherarten. Ein Photovoltaik-System mit 112 Kilowattpeak (kWp) liefert rund 80 Prozent des gesamten Energiebedarfs. Dafür wurden die Module auf dem Dach und an der Fassade in unterschiedliche Himmelrichtungen ausgerichtet. Ist überschüssige Sonnenenergie vorhanden, die nicht direkt verbraucht werden kann, wird diese in einen 400 kWh großen Batteriespeicher geladen. Ein mit Biogas gespeistes Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 40 kW elektrischer Leistung wird dann eingesetzt, wenn an strahlungsarmen Tagen die Sonnenenergie nicht ausreicht. Photovoltaik- und Batteriesystem wurden von IBC Solar geliefert.

Für eine autarke Versorgung wird nicht nur Strom sondern auch Wärme-Energie benötigt: Die Büroräume werden mit einer Wärmepumpe gekühlt und beheizt. Büros mit hohen Raumtemperaturen gehören damit der Vergangenheit an. Gerade im Sommer, wenn Kühlung benötigt wird, scheint die Sonne besonders intensiv und versorgt so die Wärmepumpe. Reicht hingegen im Winter die Sonnenenergie für die Beheizung der "EnFa" durch die Wärmepumpe nicht aus, wird das BHKW zusätzlich als Energielieferant zugeschaltet.

Auch die Mobilität wird durch erneuerbare Energien abgesichert. Drei Strom-Tankstellen sind integriert und so können die firmeneigenen Elektroautos vor Ort geladen werden. "Das Fahrgefühl mit Elektroautos, welche ausschließlich mit erneuerbarem Strom betrieben werden, ist fantastisch," schwärmt Friedhelm Widmann. Auch hier ist der Preis unschlagbar: 100 Kilometer Fahrt mit dem ökostrom-betankten Elektroauto kosten gerade mal 85 Cent, wohingegen der klassische Benzinbetrieb mit satten 9 Euro zu Buche schlägt.

Auch die elektronische Steuerung der gesamten Energieversorgung ist vorbildlich. Die Abstimmung zwischen lokalen Erzeugungs- und Verbrauchs-Einheiten erfolgt über eine eigens entwickelte Software. In diese hat Diplom-Ingenieur Widmann das Knowhow seiner 20-jähringen Berufserfahrung einfließen lassen. Die Software greift auf eine Wettervorhersage über drei Tage zu, errechnet daraus den Wärme- bzw. Kühlbedarf für das Gebäude und managt die variable Gestaltung der Raumtemperaturen, die Nutzung von abschaltbaren Verbrauchs-Einheiten, die optimierte Beladung der Elektroautos sowie die Stabilisierung des autarken Stromnetzes. Die Energiefabrik "EnFa" zeigt damit in prototypischer Weise, wie ein vernetztes und intelligentes Stromnetz funktionieren sollte - und dies heute und nicht erst in x Jahren.

 

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