9.07.2010

Mecklenburg-Vorpommern
Gen-Kartoffel Amflora entschärft

Gen-Kartoffel Schwerin (LiZ). Nachdem alle legalen Mittel ausgeschöpft waren, die Gefahr durch den Anbau der Gen-Kartoffel Amflora abzuwenden, haben Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag rund einen Hektar eines "Amflora-Feldes des Gentech- Konzerns BASF entschärft. BASF erstattete nach eigenen Angaben Strafanzeige. Am 19. April waren die Gen-Kartoffeln unter Polizeibe- wachung im Müritzkreis in Mecklenburg-Vorpommern gepflanzt worden.

Im Erbgut der gentechnisch manipulierten Kartoffel-Sorte Amflora sind Antibiotika-Resitenz-Gene eingebaut, die nach Ansicht von KritikerInnen Gesundheitsrisiken bergen. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation WHO als auch die Europäische Arzneimittelbehörde EFSA hatten das Risiko erkannt, daß Amflora die Wirksamkeit bestimmter Medikamente einschränken könnte, die gegen Tuberkulose eingesetzt werden. Zwei Gutachter der EFSA hatten im vergangenen Sommer vor den gesundheitlichen Risiken gewarnt. Ein neueres juristisches Gutachten von Greenpeace belegt zudem, daß Anbau und Verbreitung von Amflora gegen EU-Recht verstoßen.

Vertreter von BASF wie etwa Geschäftsführer Peter Eckes reden weiterhin von Diskussion, obwohl der Konzern mit dem fortgesetzten Anbau der Gen-Kartoffel Amflora vollendete Tatsachen zu schaffen versucht. Denn ist das manipulierte Erbgut einmal auf andere Kartoffel-Sorten übergesprungen, ist es nicht mehr aus der Natur rückholbar.

Gentechnik-KritikerInnen hatten immer wieder gegen den Anbau der Gen-Kartoffel Amflora protestiert und auch vergeblich versucht, gerichtlich gegen das umweltzerstörerische Projekt des BASF-Konzerns anzugehen. BASF läßt bei Zepkow im Müritzkreis auf rund 15 Hektar Amflora-Kartoffeln anbauen. Die EU-Kommission hatte den kommerziellen Amflora-Anbau Anfang März genehmigt. In Deutschland ist Amflora derzeit die einzige genmanipulierte Nutzpflanze, die für den kommerziellen Anbau zugelassen ist. Im Unterschied zum Versuchsanbau im Vorjahr muß der Konzern den Acker nun nicht mehr einzäunen lassen, obwohl immer wieder beobachtet wurde, daß Wildtiere sich an Gen-Kartoffeln bedienen und diese in die Umwelt verschleppen.

Bertold Meyer, Bürgermeister der Nachbargemeinde Bollewick, erklärte, für ihn seien die Folgen der Brüsseler Entscheidung noch nicht absehbar. Wenn die Anbaufläche in den nächsten Jahren noch ausgeweitet wird, sehe er für die Tourismusentwicklung schwarz. Die Urlauber, so Meyer, reagieren sehr sensibel auf Gen-Pflanzen. Wo so was wachse, wolle niemand Urlaub machen. Bollewick, bekannt durch die größte Feldsteinscheune Norddeutschlands, setzt seit Jahren auf sein Image als Öko- und Bioenergiedorf.

Laut einer Umfrage des Emnid-Instituts vom Januar 2010 lehnen 77 Prozent der Deutschen den Anbau von Amflora ab.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Protest gegen Gen-Kartoffel Amflora
      Greenpeace blockiert Lagerhaus (12.04.10)

      EU-Zulassung für Gen-Kartoffel Amflora
      Resistenz-Gen: nicht berücksichtigt
      Alternativen aus konventioneller Züchtung:
      nicht berücksichtigt (2.03.10)

      Konkurrenz für Gen-Kartoffel Amflora
      aus konventioneller Züchtung (25.11.09)

      Aigner genehmigt Anbau
      von Gen-Kartoffel Amflora
      Gefahren nicht zu leugnen (27.04.09)

      Gen-Kartoffel Amflora darf verfüttert werden
      Teilerfolg für BASF (19.02.08)

      Bauern akzeptieren keine Gen-Kartoffel
      "Gen-Walli" floppt (24.01.08)

      Gen-Moratorium in Frankreich
      Auch die EU bremst erstmals beim Gen-Mais (26.10.07)

      Gen-Kartoffel Amflora
      EU-Umweltministerkonferenz entscheidet nächste Woche
      (20.06.07)

      Gen-Kartoffel wird von EU-Bürokratie verharmlost
      Kritik der Europäischen Arzneimittelagentur
      beiseite gewischt (18.04.07)

      Entscheidung über Gen-Kartoffel vertagt
      Europäisches Gen-Moratorium hängt am seidenen Faden
      (24.02.07)

      BASF will Gen-Kartoffel anbauen
      Fällt nun das europäische Gen-Moratorium? (9.02.07)

      Ministerin contra - Ministeriale pro Gentech?
      'Report Mainz' enthüllt wahre Aufgabe
      des Künast-Ministeriums (1.03.05)