17.08.2010

Schwere Niederlage für Monsanto
US-Gericht stoppt Gen-Zuckerrübe

Gen-Zuckerrüben San Francisco (LiZ). Ein US-Gericht stoppte den weiteren Anbau der genmanipulierten Zuckerrübe des Gentech-Konzern Monsanto und widerrief damit eine Zulassung der US-Regierung. Bei der Gen-Zuckerrübe handelt es sich um ein Konstrukt, das gegen das Monsanto-Pestizid RoundUp immun gemacht wurde. UmweltschützerInnen hatten gegen die Anbau-Genehmigung geklagt und darauf verwiesen, daß die Folgen für die Umwelt nicht ausreichend geprüft wurden und daß mittlerweile mehr Herbizide bei der Monsanto-Zuckerrübe eingesetzt werden müssen als bei herkömmlichen Sorten. Auch die Ausbreitung pestizidresistenter Unkräuter hat in den USA nach jüngsten Studien deutlich zugenommen.

95 Prozent der in den USA angebauten Zuckerrüben waren im Jahr 2009 genmanipuliert. Innerhalb von nur zwei Jahren hatten Gentech-Konzerne wie Monsanto und BASF den US-Markt für Zuckerrüben erobert. Nach Angaben von Monsanto wurde die konzerneigene Gen-Zuckerrübe im Jahr 2010 auf 400.000 Hektar angebaut. Das nun von Bundesrichter Jeffrey White in San Francisco gesprochene Urteil hat allerdings keine Auswirkungen auf die bereits angepflanzten Zuckerrüben, sondern bewirkt lediglich ein Anbauverbot für Neu-Anpflanzungen. Bisher angebaute genmanipulierte Zuckerrüben dürfen weiterhin genutzt und geerntet werden.

Die ökologische Risikoforschung kann zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. Andrew Kimbrell vom Zentrum für Lebensmittelsicherheit wertete das Gericht-Urteil als einen großen Sieg. Das US-Landwirtschaftsministerium "wird lernen, daß sein Auftrag der Schutz von Bauern, Verbrauchern und der Umwelt ist und nicht der Profit von Kapitalgesellschaften wie Monsanto."

Herkömmliche Zuckerrüben-Sorten sind weiter erhältlich, so daß ExpertInnen zufolge die Zuckerproduktion in den USA nicht dramatisch von dem Gerichts-Urteil beeinflußt wird. Noch vor zwei Jahren sei herkömmliches Saatgut weit verbreitet gewesen. Die Zuckerindustrie warnte jedoch davor, daß im kommenden Jahr nicht genügend herkömmliches Saatgut verfügbar sei.

Der Gerichts-Entscheid bedeutet eine schwere Niederlage für Monsanto. Nach Angaben des Konzerns droht ein Widerruf der Anbaugenehmigung den Konzern und abhängige LandwirtInnen in den Jahren 2011 und 2012 rund zwei Milliarden US-Dollar zu kosten. Bis die genmanipulierte Monsanto-Zuckerrübe in den USA erneut genehmigt ist, könnten Jahre vergehen. Bereits im Juli verhängte die US-amerikanische Umweltbehörde EPA 2,5 Millionen US-Dollar Strafzahlung gegen die Firma. (siehe unseren Artikel v. 12. Juli.) Es ist die bisher höchste von der EPA ausgesprochene Buße. Monsanto hatte zwischen 2002 und 2007 unerlaubt gentechnisch veränderte Baumwolle mit integrierten Pestiziden verkauft und damit gegen das Gesetz zur Anwendung von Pestiziden verstoßen.

BASF arbeitet mit Monsanto bei der Entwicklung von genmanipuliertem Mais, Raps, Weizen, Soja und Baumwolle zusammen. In Deutschland entwickelt BASF mit eine genmanipulierte Zuckerrübe - in Kooperation mit der Firma KWS - und versucht, die genmanipulierte Kartoffel-Sorte Amflora zu verbreiten. Auch die in den USA nun gestoppte Gen-Zuckerrübe wächst in Deutschland im "Versuchsanbau" unter freiem Himmel in der Nähe von Einbeck in Niedersachsen.

Monsanto ist weltweit nicht allein für seine rigorose Durchsetzungsstrategie auf dem Markt für Saatgut und genmanipulierte Pflanzen bekannt, sondern versucht auch durch Patent-Anträge auf Schwein, Brokkoli und Tomate immer mehr Einfluß und Macht zu gewinnen. Greenpeace wertet die Anstrengungen des Gentech-Konzerns auf dem Feld Patentrechts als besonders gefährlich, da Monsanto hier einen "Dammbruch" auslösen könnte. Der Konzern versuchte Ende Juli, als englische Firma 'Plant Bioscience' getarnt, Patente auf mehrere Gemüse-Sorten zu erwerben. Bereits im April hatte Monsanto die Patentierung des Fleisches von Tieren beantragt, die mit genmanipuliertem Futter aus Monsanto-Retorten gemästet werden.

Das US-Landwirtschaftsministerium kündigte an, "die nächsten Schritte zu prüfen". Auch Monsanto wird das Urteil nicht ohne weiteres akzeptieren und versuchen, dennoch eine Aussaat seiner Gen-Zuckerrübe im Frühjahr 2011 durchzusetzen. In einem ähnlichen Fall hatte die US-Regierung nach einem gerichtlichen Verbot eine Teilgenehmigung aussprechen können. Ebenso wie in den Bereichen Atomenergie und Militär, ist im Bereich Gentechnik von der jetzigen US-Regierung unter Barack Obama eine extremere Vorgehensweise als unter seinem Vorgänger George W. Bush zu beobachten.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Gen-Weinreben im Elsaß entschärft
      "Freiwillige SchnitterInnen" gegen illegalen Anbau
      (15.08.10)

      Gen-Raps verbreitet sich unkontrolliert
      Rückholung verursacht gigantische Kosten (6.08.10)

      Gen-Mais-Skandal:
      Nur Mecklenburg-Vorpommern informiert
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      Illegale Verbreitung von Gen-Baumwolle
      Gentech-Konzern Monsanto
      zu Millionen-Geldstrafe verurteilt (12.07.10)

      Mecklenburg-Vorpommern
      Gen-Kartoffel Amflora entschärft (9.07.10)

      Erfolg der Bio-Landwirtschaft
      mit Artenvielfalt statt Pestiziden
      US-Studie erklärt Erfolg der Bio-Landwirtschaft (5.07.10)

      Gen-Cocktail bei Feinkost Käfer
      Umweltinstitut München findet
      bei dem Traditionsunternehmen
      sieben illegal verwendete Gen-Mais-Sorten (18.06.10)

      Niedersachsen Gen-Skandal weitet sich aus
      Gen-kontaminierter Mais in 7 Bundesländern ausgesät
      (6.06.10)

      Greenpeace deckt auf:
      Illegale Gen-Schokolade in Supermärkten (26.05.10)

      Gen-Kekse im Supermarkt
      Umwelt-Institut München outet
      Reese's Peanut Butter Cup (10.05.10)

      Skandal in Niedersachsen - Behörden sehen weg
      Gen-kontaminierter Mais ausgesät (7.05.10)

      In Europa wächst Widerstand gegen Gen-Kartoffel
      Deutsche Regierung protegiert BASF (30.04.10)

      Saatgut mit Gen-Mais kontaminiert
      Zufall oder Absicht? (27.04.10)

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      Protest gegen Gen-Kartoffel Amflora
      Greenpeace blockiert Lagerhaus (12.04.10)

      Bulgarien bleibt gentech-frei
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      EU-Zulassung für Gen-Kartoffel Amflora
      Resistenz-Gen: nicht berücksichtigt
      Alternativen aus konventioneller Züchtung:
      nicht berücksichtigt (2.03.10)