23.08.2018

Claudia Andujar erhält Goethe-Medaille
Fotografin und Aktivistin für Yanomami

Claudia Andujar - Foto: Rossana Magri - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
München (LiZ). Claudia Andujar, Fotografin und Aktivistin für das Amazonas-Volk der Yanomami, erhält die höchste kulturelle Auszeichnung Deutschlands. Die 1931 geborene Andujar mußte als Kind vor den Nazis fliehen. Anfang der 1970er-Jahre kam sie ins Amazonas-Gebiet, fotografierte die Yanomami und kämpfte gegen deren drohende Vernichtung.

Seit den 1970er-Jahren machte Andujar Portrait-Fotografien von Yanomami-IndianerInnen. Die Yanomami sind ein indigenes Volk, das im Amazonas-Urwald - teils auf brasilianischem, teils auf venezolanischem Staatsgebiet - lebt. Andujar setzte sich für deren Schutz und Impfung ein. Ihre umfangreichen Fotoserien der Bewohner vieler Yanomami-Dörfer bildeten später die Grundlage für viele internationale Ausstellungen. Der Kampf für die Yanomami war für die Ethnie und die Künstlerin erfolgreich. Die brasilianische Regierung erklärte unter internationalem Druck 1991 ein Gebiet von 9,6 Millionen Hektor zum Schutzgebiet für die Yanomami. Menschentrechts-ExpertInnen würdigen das Engagement Andujars als unschätzbar für das Überleben der Yanomami.

Die Goethe-Medaille wird einmal jährlich vom deutschen Goethe-Institut verliehen. Die 1954 vom Vorstand des Goethe-Instituts gestiftet und 1975 von der BRD als offizielles Ehrenzeichen anerkannte Medaille gilt als höchste kulturelle Auszeichnung Deutschlands. Die Verleihung findet am 28. August, dem Geburtstag Goethes, in Weimar statt. Frühere PreisträgerInnen waren Ágnes Heller, Daniel Barenboim, John le Carré und Daniel Libeskind. Claudia Andujar wird vor allem für ihren Einsatz für die Yanomami geehrt. Die Laudatio für Claudia Andujar wird Stephen Corry, Direktor der Menschenrechts-Organisation 'Survival International' halten. Auch Davi Kopenawa, ein Yanomami-Schamane, wird an der Preisverleihung teilnehmen.

Claudia Andujar erlebte in den 1970er-Jahren wie Bulldozer Yanomami-Dörfer zerstörten, um eine transkontinentalen Fernstraße zu bauen und sie war dabei, als viele Yanomami an Krankheiten starben, die die Bauarbeiter und später auch illegale Goldschürfer einschleppten. Sie sagte: "Im Konzentrationslager wurden die Gefangenen mit Nummern markiert, die auf ihre Arme tätowiert wurden. Das waren für mich die für den Tod Markierten. Was ich später versucht habe mit den Yanomami zu machen, war, sie für das Leben, für das Überleben, zu markieren."

Reservation der Yanomami auf brasilianischem Territorium - Grafik: ISA Instituto Socioambiental - gemeinfrei

Die Karte zeigt das Gebiet, das in Brasilien als 'Yanomami-Park' unter Schutz steht. Es ist auch heute noch das größte Waldgebiet, das offiziell unter indigener Kontrolle steht.
© ISA Instituto Socioambiental

Bis heute sehen sich die Yanomami Gefahren ausgesetzt, die ihr Überleben in Frage stellen. Denn die brasilianische Regierung gewährleistet keine ausreichenden Schutzvorkehrungen. Noch immer dringen zahlreiche illegale Goldgräber in das Gebiet ein, was Krankheiten und Gewalt bedeutet. Ein Masern-Ausbruch an der Grenze zu Venezuela hat in den vergangenen Wochen mehrere Todesopfer gefordert.

 

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Anmerkungen

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