20.06.2015

AKW Leibstadt unrentabel
Atom-Ausstieg Dank roter Zahlen?

AKW Leibstadt - Foto: Adriana Ascoli
Bern (LiZ). Das Schweizer AKW Leibstadt hat im vergangenen Jahr rote Zahlen verursacht. Möglicher­weise führt diese ökonomische Entwicklung eher zu einem Atom-Ausstieg als dem von der Schweizer Regierung im Jahr 2011 angekündigten.

Die Schweizer Anti-Atom-Bewegung hatte angesichts der Fukushima-Katastrophe nicht viel ausrichten können. Im Mai 2011 versprach die Schweizer Regierung einen Atom-Ausstieg in ferner Zukunft bei Gesamtbetriebszeiten der fünf Atom-Reaktoren von 50 Jahren (Siehe unseren Artikel v. 26.05.11). Einer der beiden Reaktoren des AKW Beznau verhalf der Schweiz im Februar 2012 zu der zweifelhaften Ehre, über das weltweit älteste kommerzielle Atomkraftwerke zu verfügen. So denn der seltene Fall eintreten sollte, daß die Parteien-Politik ihr Ausstiegs-Versprechen tatsächlich einhält, würden die 1969 und 1971 in Betrieb genommenen Reaktoren des AKW Beznau in den Jahren 2019 und 2021 stillgelegt. Mit dem AKW Leibstadt ginge das letzte Schweizer Atomkraftwerk im Jahr 2034 vom Netz. In den USA ist allerdings schon heute die Rede von 60 Jahren Laufzeit für Atom-Reaktoren.

Wie nun publik wurde, hat das AKW Leibstadt 2014 infolge zu hoher Produktions-Kosten einen Verlust von 75,6 Millionen Schweizer Franken verursacht. Zu verdanken ist dies den erneuerbaren Energien, die für sinkende Strompreise (allerdings nicht für die EndverbraucherInnen) sorgten. Die Produktions-Kosten, mit denen das AKW Leibstadt Strom erzeugt, lagen offenbar um 0,8 Rappen über dem durchschnittlichen Strompreis in der Schweiz.

Auch das AKW Gösgen hat nach Informationen aus Insider-Kreisen einen Verlust erwirtschaftet. Dieser soll sich auf rund vier Millionen Schweizer Franken belaufen. Im Dezember 2014 war bekannt geworden, daß der Schweizer AKW-Betreiber und Strom-Konzern Axpo im Geschäftsjahr 2013/14 tief in die roten Zahlen gerutscht ist (Siehe unseren Artikel v. 19.12.14). Der Verlust beträgt Dank Strom aus erneuerbaren Energien 730 Millionen Schweizer Franken. Der Schweizer Nationalrat Roger Nordmann von der "Sozialdemokratischen" Partei rechnet nach eigenen Angaben sogar damit, daß das AKW Leibstadt 2014 für einen Verlust von 74 Millionen und die beiden Reaktoren des AKW Beznau für einen Verlust von rund 150 Millionen Schweizer Franken ursächlich waren.

Auch in der Schweiz ist nicht auszuschließen, daß sich die Atomstrom-Konzerne mit Hilfe von steigenden Subventionen und einer Sabotage der erneuerbaren Energien wie in Deutschland noch einige Zeit über Wasser halten können. Absehbar ist jedoch, daß der Bankrott von Axpo, Alpiq, BKW und so weiter auf jeden Fall noch vor den von der Parteien-Politik für einen "Atom-Ausstieg" genannten Jahresangaben eintreten wird.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Rote Zahlen beim Schweizer AKW-Betreiber
      und Strom-Konzern Axpo (19.12.14)

      Atom-Ausstieg in der Schweiz?
      Regierung versucht Volksverdummung (26.05.11)

      AKW-Neubau?
      Die große Propaganda-Offensive (3.07.10)

      Schweizer Studie:
      AKW-Neubau unwirtschaftlich (8.06.10)

      Studie der Citibank:
      Atomenergie ist unwirtschaftlich (12.02.10)

      Obama verspricht
      Bau neuer Atomkraftwerke in den USA (30.01.10)

      Ende des finnischen AKW-Neubaus Olkiluoto?
      Areva droht mit Baustop (1.09.09)

      Welcher Geist spukt durch die 'Zeit'?
      'Zeit'-Herausgeber produziert
      geistlose Atomkraft-PR (11.08.09)

      Schwedische Regierung wünscht neue Atomkraftwerke
      Kommt nun doch die "Renaissance der Atomenergie"?
      (5.02.09)

      Weltwirtschaftskrise trifft Energie-Konzerne
      Keine Investitionen für AKW-Neubauten (4.02.09)

      Die Subventionierung der Atomenergie
      Folge 3 der Info-Serie Atomenergie

      Die Geschichte der Atom-Unfälle
      Folge 7 der Info-Serie Atomenergie