7.10.2014

Hohe Quecksilber-Belastung
in österreichischen Fischen

Forelle
Wien (LiZ). Die Umwelt-Organisation 'Gobal 2000' hat Fische in sieben österreichischen Gewässern auf Schadstoffe untersucht und dabei eine hohe Quecksilber-Belastung festgestellt. Spitzenwerte lagen beim mehr als Neunfachen der "Umweltqualitäts-Norm" von 20 Mikrogramm Quecksilber pro Kilogramm Frischgewicht.

In Fisch sollte eigentlich gar kein Quecksilber zu finden sein. Denn jede noch so kleine Dosis des Nervengiftes ist gefährlich, da es sich über die Nahrungskette anreichert und so letztlich auch den Menschen erreicht. Ein großer Teil des heute in der Umwelt in Europa verbreiteten Quecksilbers stammt aus der Verbrennung von Stein- und Braunkohle in Kraftwerken. So emittiert das deutsche Braunkohle-Kraftwerk Neurath im Süden von Grevenbroich in Nordrhein-Westfalen nicht nur jährlich 33,28 Millionen Tonnen Kohlendioxid, sondern bläst "nebenbei" zugleich über 500 Kilogramm giftiges Quecksilber und Quecksilber-Verbindungen in die Umwelt (Siehe auch unseren Artikel v. 22.07.14).

Die von der EU festgelegte "Umweltqualitäts-Norm" von 20 Mikrogramm Quecksilber pro Kilogramm Frischgewicht ist daher real keine Qualitätsnorm, sondern lediglich ein politisch willkürlich festgesetzter Grenzwert. Wie sich anhand der 'Gobal-2000'-Untersuchung erweist, ist er zudem völlig unverbindlich.

'Gobal 2000' hatte Proben von typischen österreichischen Fischen wie Saibling, Karpfen und Forelle genommen. Die Aitln, karpfenähnliche Fische aus der Donau nahe Wien und die Saiblinge aus dem Attersee wiesen mit einer Belastung von 190 und 180 Mikrogramm Quecksilber pro Kilogramm Frischgewicht besonders hohe Überschreitungen auf und lagen somit das Neuneinhalb- beziehungsweise das Neunfache über der "Umweltqualitäts-Norm".

Bei Bachforellen aus dem Kamp und Felchen aus dem Bodensee betrug die Quecksilber-Belastung 82 beziehungsweise 86 Mikrogramm, Karpfen aus dem Neusiedlersee kamen mit 55 Mikrogramm Quecksilber pro Kilogramm Frischgewicht auf mehr als die doppelte Belastung.

Lediglich Regenbogenforellen und Bachforellen aus der Ois, einem Zubringer der Ybbs, wiesen mit Quecksilber-Werten von 14 beziehungsweise zwölf Mikrogramm Quecksilber pro Kilogramm Frischgewicht Belastungen unter der Umweltqualitätsnorm auf.

Quecksilber wird von der Weltgesundheits-Organisation (WHO) als eine der zehn größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit eingestuft. Über biologische Prozesse wird es in das besonders giftige Methylquecksilber verwandelt. Untersuchungen zeigen, daß Quecksilber im Fisch zu etwa 70 bis 100 Prozent als giftiges Methylquecksilber vorliegt. Die jetzt gemessenen Werte liegen unter dem für Lebensmittel als gefährlich eingestuften Wert von 500 Mikrogramm pro Kilogramm Frischgewicht.

Weltweit sind die Hauptfaktoren für menschliche Quecksilber-Emissionen der Goldbergbau und die Verbrennung von Kohle. Erhebliche Mengen kommen auch durch Vulkanausbrüche in Umlauf. In Europa und Österreich sind die Industrie und die Verbrennung von Kohle bei der Stromerzeugung hauptverantwortlich für die jährlich neu hinzukommenden Quecksilber-Emissionen. Laut einem UNO-Bericht hat sich infolge der vom Menschen verursachten Emissionen in den vergangenen 100 Jahren die Quecksilber-Konzentration in den oberen 100 Meter der Ozeane verdoppelt. 'Global 2000' appelliert daher an "die Politik", den Ausstieg aus der Stromerzeugung durch Kohlekraftwerke voranzutreiben.

Die Hoffnung auf Hilfe von Seiten der europäischen Regierungen bei der Energie-Wende hat sich jedoch in den vergangenen 25 Jahren als illusorisch erwiesen. So werden etwa auch in Deutschland nach wie vor die Kohleverstromung und die Atomenergie weitaus höher subventioniert als erneuerbare Energien jemals an Förderung über das EEG erhielten. Daher besteht der einzig gangbare Weg darin, daß die Energie-Wende mit dem Engagement von BürgerInnen mit Hilfe von Genossenschaften und dezentralen Anlagen vorangetrieben wird.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Industrielle Landwirtschaft tötet
      Fischsterben in der Elbe (24.07.14)

      Deutsche Kohlekraftwerke sind führend
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      Todeszonen der Ostsee weiten sich aus
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      Europas Flüsse stärker mit Chemie belastet
      als bislang angenommen (16.06.14)

      Greenpeace-Protest gegen Bienenkiller
      Agrar-Gift im Pollen entdeckt (16.04.14)

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      (7.04.14)

      Profit statt Kinder - Stiftung Warentest
      schlägt Alarm bei Holzspielzeug (21.11.13)

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      (27.10.13)

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