24.10.2011

Klima? Kein Problem
für Päpste und Bischöfe

...im Himmel vollklimatisiert Berlin (LiZ). Die Deutsche Umwelthilfe hat Worte und Taten angeblich christlicher Würden- träger miteinander verglichen. Über die Hälfte der Bischöfe ist mit "Klimakiller-Limousinen" mit deutlich zu hohen CO2-Emissionen unterwegs. Gewissermaßen außer Konkurrenz: Papst Joseph Ratzinger, der bei seinem Besuch in Deutschland im September einen Airbus A340 der Bundeswehr in Anspruch nahm.

Bei der aktuellen Untersuchung der Deutsche Umwelthilfe (DUH) ging es erstmals um die Dienstwagen des Spitzenpersonals der evangelischen und katholischen Kirche. Da KirchenvertreterInnen viel und oft vom Klimaschutz reden, interessierte das Verhältnis von Wort und Tat hinsichtlich der Motorisierung, des Spritverbrauchs und der CO2-Emissionswerte der Dienst-Limousinen. Offenbar richten sich nur vier von 46 Landesbischöfen nach den hehren von ihnen selbst verkündeten Worten. Die Dienstfahrzeuge von vier Bischöfen hielten wenigstens den seit 2008 geltenden EU-Zielwert für den CO2-Ausstoß ein. Für 26 Bischöfe ist Klimaschutz offenbar nur heiße Luft. Der Emissionswert ihrer Limousinen liegt 20 bis 60 Prozent über dem EU-Zielwert für 2008.

"Das Ergebnis ist enttäuschend – viele Bischöfe predigen ihren Kirchengemeinden richtigerweise die Notwendigkeit des Klimaschutzes – haben aber selbst Benzin im Blut," kommentierte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. "Wir fordern die deutschen Bischöfe auf, ihre Klimaschutzrhetorik auch für sich selbst ernst zu nehmen und aktiv zum Schutz des Klimas und damit zum Erhalt unseres Planeten beizutragen." Nach Auffassung der DUH betreibt die Mehrzahl der Bischöfe ein "Schaufahren gegen den Klimaschutz" mit übermotorisierten und spritdurstigen Dienstwagen. Resch forderte die Kirchengemeinden auf, die Frage der Dienstwagenmotorisierung auf allen kirchlichen Ebenen zu diskutieren. "Die Kirchen zählen mit ihren vielen tausend Gemeinden und den von ihnen betriebenen sozialen Einrichtungen zu den größten Arbeitgebern in Deutschland," so der DUH-Bundesgeschäftsführer. "Entsprechend verantwortungsvoll und vorbildhaft sollten sie sich auch in Umweltfragen verhalten."

Die Untersuchung der DUH brachte das zweifelhafte Verhalten etlicher KirchenvertreterInnen in Sachen Klimaschutz an den Tag, darunter das von Landesbischöfin Ilse Junkermann. Während die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland in diesem Jahr intensiv für ihre Kampagne zum Thema "Klimawandel und Lebenswandel" warb und dazu aufrief, das Auto öfter stehen zu lassen und langsamer und vorausschauender zu fahren, stieg Bischöfin Junkermann nach Auslaufen ihres Leasingvertrages auf eine 245 PS starke BMW Limousine um, die das Klima mit 180 Gramm CO2 pro Kilometer stärker belastet als ihr vorheriges Fahrzeug. Als beispielhaftes Verhalten lobte die DUH das Bistum Hildesheim, das sich zum Ziel gesetzt hat, alle Dienstwagen schrittweise auf Modelle mit geringem CO2-Ausstoß umzustellen. Auch die Hildesheimer Weihbischöfe Dr. Nikolaus Schwerdtfeger und Heinz-Günter Bongartz sowie Generalvikar Dr. Werner Schreer zeigten laut DUH immerhin Ansätze umweltverträglicher Mobilität. Bischof Norbert Trelle dagegen habe das Thema "Klimaschutz noch nicht verinnerlicht". Wie die DUH in Erfahrung brachte, legt er die vielen Kilometer seiner Dienstreisen noch in einem Audi A6 zurück, der mit 189 Gramm CO2 pro Kilometer als "Klimakiller-Limousine" bezeichnet werden kann.

Die Schlußlichter der DUH-Untersuchung bildeten gemeinsam der Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck und Hannovers Landesbischof Ralf Meister. Beide sind im VW Phaeton 3.0 unterwegs (224 Gramm CO2 pro Kilometer), den in Hannover auch schon seine so redegewandte und beliebte Amtsvorgängerin Margot Käßmann für ihre Dienstfahrten wählte.

Unberücksichtigt bleibt bei der DUH-Untersuchung ein weiterer Ober-Heuchler: Papst Joseph Ratzinger alias Benedikt XVI., der bei seinem Besuch in Deutschland im September einen Airbus A340 der Bundeswehr in Anspruch nahm. Mit den Sondervollmachten der Luftwaffe konnte er sich bei seinem Abstecher nach Freiburg sogar darüber hinwegsetzen, daß der Flugplatz Lahr keine Lizenz als Passagierflughafen besitzt.

Da sich sogenannte christliche Würdenträger meist nicht sonderlich damit auszukennen scheinen, was der Religionsgründer vor rund 2000 Jahren sagte, seien hier einige Zitate angefügt:

"Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn er gewonnen ist, dann macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, der doppelt so schlimm ist wie ihr selbst."

"Richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selbst aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen. Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in den Synagogen die vordersten Sitze haben, und auf den Straßen und Plätzen lassen sie sich gerne grüßen und von den Leuten Rabbi (Meister) nennen."

"Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Unterhalt. (...)"

...im Himmel vollklimatisiert

 

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Anmerkungen

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      Zukunft E-Mobilität oder
      Umleitung von Milliarden Euro an Steuergeldern?
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