28.11.2015

Klima-Gipfel COP21 +++ Erfolg gesichert +++
Business as usual kann fortgesetzt werden

Lange genug gesägt, der Ast muß weg! Grafik: Samy
Paris (LiZ). Noch vor Beginn des Klima-Gipfels COP21 ist dessen Erfolg gesichert. Ebenso wie die vorangegangenen Klima-Gipfel seit 1990 dient die gut vorbereitete Schmieren-Komödie in Paris dem alleinigen Zweck, der Welt-Öffent­lichkeit Verantwortungs-Bewußtsein vorzugaukeln. Besonders schäbig ist die Rolle, die große NGO wie Oxfam, BUND und Greenpeace hierbei spielen.

Diese Klima-Gipfel werden so lange erfolgreich sein, solange sie ihren hauptsächlichen Zweck erfüllen: Die Welt-Öffentlichkeit zu täuschen. Das Vertrauen der kritischen Mehrheit in den Industrie-Staaten, ihre Regierungen würden ernsthaft darangehen, in Verhandlungen eine weltweite Reduzierung des Ausstoßes an Treibhausgasen zu vereinbaren, wird durch diese Veranstaltungen aufrecht erhalten. Sie bleiben in der Illusion gefangen und verharren in Passivität. Business as usual kann so auch für weitere Jahre fortgesetzt werden.

Die Rolle der Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) besteht hierbei darin, mit vordergründiger Kritik und mit Forderungen an die beteiligten Regierungen, die verbreiteten Illusionen zu bestätigen. So ließ sich etwa BUND-Vorsitzender Hubert Weiger in der vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am 25. November verbreiteten Medien-Mitteilung mit der Aussage zitieren: "Von Paris erwarten wir ein Signal der Entschlossenheit, daß sich die Weltgemeinschaft den Herausforderungen des Klimawandels stellt."

Auch von den Mainstream-Medien war nichts anderes zu erwarten, als - ebenso wie vor jedem der vorangegangenen Klima-Gipfel - die Öffentlichkeit auf ein spannendes Ereignis einzustimmen. Eine typische Suggestiv-Formulierung aus deren Veröffentlichungen lautete etwa: "Die Hoffnungen sind sehr groß, endlich ein Abkommen zu schließen, das alle teilnehmenden Länder verpflichtet, ihre Kohlendioxid-Emissionen zu drosseln und so den Klimawandel zu begrenzen." Für den denkenden Teil ihrer LeserInnen muß dies wie eine Verhöhnung ihrer Intelligenz wirken.

Denn wer sich in den vergangenen Wochen informierte, konnte bereits einem im 'Handelsblatt' vom 28. September (online-Ausgabe vom 27.09. - allerdings nur im bezahlpflichtigen "premium account" abrufbaren) veröffentlichten Interview mit Atom- und "Umwelt"-Ministerin Barbara Hendricks entnehmen, daß ein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag diesmal schlicht und einfach von vornherein ausgeschlossen ist. Es wird auf dem Klima-Gipfel COP21 in Paris keinen völkerrechtlich verbindlichen Vertrag über nationale Verpflichtungen zur Drosselung von Kohlendioxid-Emissionen geben.

In diesem Interview sagte Hendricks ganz offen (vermutlich ein Ausrutscher in Richtung Ehrlichkeit), die "Staatengemeinschaft" habe schon vorab ausgekungelt, daß es kein völkerrechtlich verbindliches Reduktions-Ziel im Abschluß-Dokument des Klima-Gipfels zu Paris geben wird. Als Begründung verwies Hendricks wörtlich auf die zumindest kritischen BeobachterInnen nicht unbekannte Tatsache, daß ein völkerrechtlich verbindliches Reduktions-Ziel "in manchen Ländern auf unüberwindliche Hindernisse stößt" (bei 'Handelsblatt'-LeserInnen darf Hendricks voraussetzen, daß sie die Formulierung "in manchen Ländern" mit "in den USA" zu übersetzen wissen). Ein weltweiter Vertrag, der den größten Pro-Kopf-Emittenten nicht mit einbezieht, wäre aber nie zustimmungsfähig gewesen. So habe sich "die Staatengemeinschaft" darauf geeinigt, daß es statt eines vorgegebenen verbindlichen Ziels für jeden Staat ein je freiwilliges geben soll...

Beim Klima-Gipfel in Warschau im November 2013 waren die Delegationen etlicher Umwelt-Organisationen bereits vorzeitig unter Protest abgereist. BUND-Vorsitzender Weiger hatte damals immerhin die Erkenntnis formuliert: "Solange wie beim Klima-Gipfel in Warschau der Einfluß der Industrie zu groß und die Mitbestimmung der Zivilgesellschaft zu gering sind, bleibt ein Durchbruch beim globalen Klimaschutz unwahrscheinlich." Diesmal ist der erhoffte "Durchbruch" von vornherein ausgeschlossen, doch Organisationen wie Oxfam, BUND und Greenpeace spielen bei dieser Farce erneut mit. Ihre Funktion ist die eines Transmissions-Riemens, ohne deren Glaubwürdigkeits-Vorschuß das Vertrauen der Welt-Öffentlichkeit in das Verantwortungs-Bewußtsein von Menschen wie Angela Merkel, Barack Obama, Wladimir Putin oder Xi Yinping längst zusammengebrochen wäre. Sie machen sich damit schuldig, denn sie übernehmen bei diesem Völkerverdummungs-Theater erneut eine nicht unwesentliche Rolle. Und sie verschweigen, daß all jene, die sich beim COP21 wieder als "Klimaretter" präsentieren wollen, exakt dieselben sind, die im Auftrag der großen Konzerne unseren Planeten ruinieren.

Seit Beginn der Weltklima-Konferenzen sind die weltweiten Klimagas-Emissionen um über 50 Prozent gestiegen. Global sind es gerade mal 90 Konzerne, die für zwei Drittel der Emissionen verantwortlich sind.

Kohlendioxid-Emissionen global, 1970 - 2010 - Grafik: RN

Die Grafik der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zeigt den Anstieg der monatlichen Durchschnittswerte der CO2-Konzentration und der Mittelwerte von 2009 bis heute:

Monatliche Messwerte des Kohlendioxid-Gehalts der Atmosphäre - 2009 bis 2014 - Grafik: NOAA

In welchen Staaten die größten Klima-VerbrecherInnen zu finden sind und wo eine überwiegend untätige Bevölkerung große Schuld gegenüber zukünftigen Generationen auf sich lädt, ist dieser Statistik zu entnehmen:

Kohlendioxid-Emissionen nach Staaten, 2013 - 15 Staaten mit weltweit höchstem Ausstoß - Grafik: RN

Bemerkenswert ist auch hier ein Vergleich zu den in den vergangenen Tagen in etlichen der deutschen Mainstream-Medien veröffentlichten Statistiken. Wohl nicht zufällig griffen diese nicht zu der seit einigen Monaten vorliegenden Statistik des Jahres 2013, sondern veröffentlichten die des Jahres 2012. In Folge des relativ warmen Winters 2011/2012 lag der Kohlendioxid-Ausstoß Deutschlands 2012 lediglich bei 810 Millionen Tonnen, während er seit 1999 Jahr für Jahr meist deutlich über 800 Millionen Tonnen liegt (Siehe unsere Artikel v. 9.01.03 und v. 7.12.03). So kann der Mythos, Deutschland spiele beim Klimaschutz eine "Vorreiter"-Rolle oder bei Angela Merkel handele es sich um eine "Klima-Kanzlerin", weiterhin verbreitet werden.

Entgegen den Behauptungen gelegentlich immer noch öffentlich auftretender LeugnerInnen der menschengemachten klimatischen Veränderungen, ist die Erwärmung unseres Planeten statistisch längst deutlich erkennbar:

Globale Erwärmung, 1880 bis 2014 - Grafik: RN

Und für alle, die sich in den vergangenen Jahren nicht informierten - hier erneut ein Rückblick auf die Klima-Gipfel der vergangenen 25 Jahre:

"Bereits der 1987 veröffentlichte Bericht »Our common future« einer UN-Kommission enthielt eine deutliche Warnung vor den drohenden menschengemachten Klimaveränderungen auf diesem Planeten. 1990 fand eine gleichnamige UN-Konferenz im norwegischen Bergen statt. Resultat: Das Jahr 1990 wurde als Referenzjahr festgelegt, von dem ab »Verpflichtungen« zur Reduzierung von Klimagasen gerechnet werden sollten. Ein Beschluß über Maßnahmen, zu denen sich die teilnehmenden Staaten verpflichten könnten, wurde verschoben.

1992 fand die vielzitierte Konferenz in Rio statt. Es wurde eine »Rahmenkonvention« verabschiedet - wiederum ohne konkrete Verpflichtungen.

1993 wurde William »Bill« Clinton US-Präsident und zusammen mit seinem Vize Al Gore deklarierte er die Initiative für ein Weltklimaabkommen mit dem Ziel, bis 2010 eine weltweite Minderung der Treibhausgase um 50 Prozent zu erreichen.

Ab 1995 startete - in Berlin - die Serie der Weltklimakonferenzen. Von Beginn an aber trat die US-amerikanische Delegation als Bremser auf. Der als klimapolitischer Hoffnungsträger gehandelte Al Gore erschien schon gar nicht mehr zur Konferenz, um nicht in Verlegenheit zu kommen, dafür gerade stehen zu müssen.

Das Klimaprotokoll, das seine Bezeichnung einer dieser Konferenzen in Kyoto (1997) verdankt, war in seinen Grundelementen im Jahr 2001 fertig. Mittlerweile war Bush jr. US-Präsident geworden. Aber schon zuvor war klar, daß die USA das Abkommen nicht mittragen würden, obwohl es in seinen Verpflichtungen weit hinter den von ihnen selbst einst vertretenen Zielsetzungen zurückblieb - im Schnitt sechs Prozent Emissionsminderung bis 2012. Und das allein für Industriestaaten, obwohl zu diesem Zeitpunkt das von der UN eingesetzte 'Intergovernmental Panel on Climate Change' eine mindestens weltweite Minderung von 60 Prozent bis 2050 als erforderlich betrachtet hatte.

Das Kyoto-Protokoll selbst trat erst im Februar 2005 in Kraft, weil erst durch den Beitritt Rußlands das vereinbarte Staatenquorum erreicht war. Zu diesem Zeitpunkt waren die weltweiten Klimagas-Emissionen seit 1990 um etwa 40 Prozent gestiegen - schneller als je zuvor, und das trotz des zwischenzeitlichen Zusammenbruchs der russischen Wirtschaft."

(Die vorangegangenen 6 Abschnitte:
Hermann Scheer in 'Publik Forum', 14/07, 27. Juli 2007)

Wie kaum anders zu erwarten war die dreizehnte UN-Weltklima-Konferenz im Dezember 2007 auf Bali nicht mehr als eine Show. Kaum nötig zu erwähnen, daß selbst ein (ohne konkrete Vorgaben unverbindliches) Ziel wie die im Entwurf zur Abschluß-Deklaration enthaltene Formulierung, bis 2050 eine Reduktion der Treibhausgase um mindestens die Hälfte zu erreichen, gestrichen wurde. Kaum nötig zu erwähnen, daß in der Deklaration auch auf die Ergebnisse des Wissenschaftsrates IPCC über die Ursachen und Folgen des Klimawandels nur noch in zwei Zeilen hingewiesen wurde. Und ebenfalls kaum nötig zu erwähnen, daß von erneuerbaren Energien im gesamten Dokument nirgends die Rede war.

Auch die Klima-Konferenz in Bonn im Juni 2009 ging wie zu erwarten ohne jedes substantielle Resultat zu Ende. Dennoch war erneut von etlichen großen Umwelt-Organisationen hinterher von "großer Enttäuschung" die Rede.

Nicht anders war es beim Weltklima-Gipfel in Kopenhagen im Dezember 2009 oder bei dem in Cancún im Dezember 2010 oder dem in Doha im Dezember 2012. Es ist allerhöchste Zeit, daß sich die Erkenntnis um die Folgenlosigkeit aller internationalen Klimakonferenzen verbreitet. Ihre einzige Wirkung bestand darin, den Regierungen als Feigenblatt für nationale Untätigkeit zu dienen - nach dem Motto "global reden - national aufschieben" wie es Hermann Scheer, Präsident von Eurosolar und Träger des Alternativen Nobelpreises, ausdrückte.

Zum Jahresanfang 2014 teilte die nationale Energiebehörde EIA mit, daß auch die energiebedingten CO-Emissionen der USA im Jahr 2013 um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. 2013 waren die USA für 5.400 Millionen Tonnen Kohlendioxid verantwortlich. Zum Vergleich: Die EU im Jahr 2011 für rund 4.550 Millionen Tonnen CO, China in den Jahren 2012 und 2013 jeweils für rund 10.000 Millionen Tonnen CO.

Auch beim Klima-Sondergipfel in New York im September 2014 kam es nicht zum propagierten "Durchbruch". Auch dieses Spektakel diente lediglich dazu, falsche Hoffnungen am Leben zu erhalten und so davon abzulenken, wo tatsächlich etwas erreicht werden kann: Bei der Durchsetzung der Energie-Wende vor Ort. Hier sind auch trotz der zunehmenden massiven Sabotage der Regierungen reale Fortschritte zu verzeichnen.

An der jährlichen Show der Weltklima-Konferenzen wird sich nichts ändern, solange die wirtschaftliche Basis der Staaten, die wirksame Schutz-Maßnahmen verhindern können, am Profitprinzip orientiert bleibt. Und solange in Staaten wie den USA, China und Deutschland kein demokratisches Wirtschaftssystem durchgesetzt wird, kann eine winzige Minderheit auch in Zukunft verhindern, daß auf einer Weltklima-Konferenz der "Durchbruch beim globalen Klimaschutz" gelingt. Solange diese winzige Minderheit die Wirtschaft kontrolliert und infolge dessen auch die Politik bestimmt, führt sie die gesamte Menschheit in den Untergang.

Ob die Energie-Wende und eine Energie-Versorgung durch erneuerbare Energien zu 100 Prozent noch rechtzeitig weltweit durchgesetzt werden kann, ist so etwas wie ein galaktischer Intelligenz-Test. Vermutlich haben im Universum nur dort intelligente Wesen überleben können, wo sie imstande waren, ihre Energie-Versorgung auf eine nachhaltige Basis zu stellen. Andere haben ihre Lebensgrundlage auf dem von ihnen bewohnten Planeten zerstört und sind untergegangen. Die entscheidende Frage auf diesem Planeten lautet: Wann verliert die Menschheit den Glauben an die Klima-HeuchlerInnen, die sich in den kommenden Tagen in Paris treffen?

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Treibhaus-Effekt: Durchschnitts-Temperatur
      in Deutschland erstmals über 10 Grad (4.01.15)

      IPCC-Weltklimabericht:
      Lage noch nicht aussichtslos (2.11.14)

      310.000 beim People's Climate March
      Größte Klimaschutz-Demo aller Zeiten (22.09.14)

      Klima: Neuer Negativ-Rekord der
      CO-Konzentration in Erdatmosphäre (11.09.14)

      Bundesregierung und Klimaschutz:
      Ist der Ruf erst ruiniert... (2.09.14)

      Obama plötzlich für Klimaschutz?
      ...zweieinhalb Jahre vor Amtsende (3.06.14)

      IPCC warnt eindringlich:
      Artensterben, Hungersnöte, Bürgerkriege (31.03.14)

      Weltklima-Konferenz wieder erfolgreich
      beim Vertagen wirksamer Schutz-Maßnahmen (22.11.13)

      IPCC legt neuen Klimabericht vor
      Der Meeresspiegel steigt schneller (27.09.13)

      Klima
      Neuer Höchststand bei CO (11.05.13)

      Klima-Gipfel in Doha scheitert nicht
      Zweck erfüllt (4.12.12)

      Nur heiße Luft in Cancún
      Keine konkreten Verpflichtungen (12.12.10)

      Erwartungen an den Klimagipfel in Kopenhagen?
      Entscheidend sind nicht Worte, sondern Taten (3.12.09)

      Klima-Konferenz in Bonn wie zu erwarten ohne Ergebnisse
      Obama produziert nur heiße Luft (12.06.09)

      Klimaforscher James Hansen: Erde an kritischem Punkt
      (6.04.08)

      Bali:
      eine Bilanz (15.12.07)

      Kabinettsklausur in Schloß Meseberg
      Ein Gipfel an Klima-Heuchelei (25.08.07)

      EU weiter Richtung Klimakatastrophe
      Deutschland schlechtes Mittelfeld
      9. UN-Klimakonferenz in Mailand (7.12.03)

      Klima:
      Trittin beschönigt Negativ-Trend (22.02.03)

      Umweltpolitische Geisterfahrer
      "Rot-Grün" mit voller Fahrt
      in Richtung Klimakatastrophe (9.01.03)