22.07.2010

BP lernresistent
Offshore-Ölbohrung im Mittelmeer geplant

BP nach Greenpeace Tripolis (LiZ). Entgegen aller Kritik zeigt sich der Öl-Konzern BP lernresistent. Zusammen mit dem libyschen Regime ist eine Offshore-Ölbohrung im Gebiet der Großen Syrte geplant. Aus dem afrikanischen Land ist lediglich die Stellungnahme zu vernehmen: "Unfälle gehören zum Geschäft."

BP plant nach einer Konzessions- vergabe des libyschen Regimes unter Muammar al Gaddafi in Kürze erste Bohrungen im Mittelmeer in 1734 Meter unter der Wasseroberfläche - und damit gut 200 Meter tiefer als im Falle der am 20. April im Golf von Mexiko verunglückten 'Deepwater Horizon' - vorzunehmen. "Die Arbeiten beginnen Anfang August", bestätigte Ahmed al-Tardi, Direktor für internationale Zusammenarbeit bei der libyschen National Oil Corporation NOC.

Noch in diesem Jahr sollen weitere Bohrungen im Gebiet der Großen Syrte in Meerestiefen von bis zu 2000 Meter folgen. Der Öl-Konzern hofft, daß bereits im Jahr 2018 das erste Öl gefördert werden kann und so die mit dem Desaster im Golf von Mexiko verlorenen Milliarden wieder hereingespielt werden. Das anvisierte Ölfeld unter dem Meeresboden habe eine Ausgehnung von der Fläche Belgiens und reiche rund 300 Kilometer ins offene Meer hinaus.

Die Verlockung gigantischer Milliarden-Gewinne verdrängt offenbar jegliche ethischen Bedenken. Bei einer Öl-Katastrophe in einem Ausmaß, wie es sich jetzt erst ansatzweise im Golf von Mexiko erkennen läßt, würden nicht allein unwiederbringliche Ökosysteme, sondern neben den makellosen libyschen Mittelmeerstränden auch weite Küstenabschnitte Tunesiens, Ägyptens und Italiens ruiniert. Sowohl BP als auch das libysche Regime halten jedoch an dem im Jahr 2007 unterzeichneten Vertrag fest, der Libyen die vergleichsweise lächerliche Summe von 900 Millionen US-Dollar zugesteht. Der Vertrag wurde seinerzeit von BP als "bislang größter Fördervertrag" gefeiert. Bis zu 20 Milliarden US-Dollar will BP in dieses Offshore-Projekt investieren.

Die nach offiziellen Schätzungen seit mehr als zehn Jahren unverändert auf 43 Milliarden Barrel veranschlagten Ölreserven Libyens gelten als die mit Abstand größten in Afrika. Das libysche Regime plant nach eigenen Angaben, seinen Öl-Export von zur Zeit offiziell 1,5 Millionen Barrel pro Tag bis zum Ende des Jahrzehnts zu verdoppeln. Möglicherweise jedoch kann mit der frühestens im Jahr 2018 beginnenden Öl-Förderung im Gebiet der Großen Syrte lediglich das sinkende Fördervolumen anderer libyscher Ölquellen mehr oder minder kompensiert werden. Ähnlich wie im Falle des Iran scheint das von zunehmendem Realitätsverlust gekennzeichnete Regime Gaddafis die großen Chancen der erneuerbaren Energien in den von der Sonne verwöhnten Ländern zu ignorieren.

 

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