14.12.2013

Die 300 Prozent von St. Peter
Ein kleiner Schwarzwaldort weist den Weg

Windkraft in St. Peter
St. Peter (LiZ). Mit zwei neuen Windkraftanlagen produziert die Gemeinde St. Peter im Schwarzwald, die schon zuvor energieautark war, jetzt mehr als 300 Prozent des eigenen Strombedarfs. 226 BürgerInnen haben rund 9 Millionen Euro aufgebracht und in die Energie-Wende investiert. Sie geben damit ein Beispiel gegen die Blockaden und die Sabotage vonseiten der Parteien-Politik.

Der nur knapp 18 Kilometer von Freiburg, der ehemaligen "Umwelthauptstadt" Deutschlands, entfernte Schwarzwaldort St. Peter mit rund 2.500 EinwohnerInnen produziert bereits seit 2006 mehr Strom, als er selbst benötigt (Siehe auch unseren Artikel v. 10.09.07). Gestern wurden nun zwei weitere Windkraftanlagen eingeweiht mit denen jährlich rund 11 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden können. Die beiden Schwachwind-Turbinen der Firma Enercon vom Typ E101 bringen es auf je 3 Megawatt Nennleistung. Zusammen mit den vier bereits vorhandenen Windkraftanlagen, fünf Wasserkraftwerken und einem Blockheizkraftwerk auf der Grundlage von Holzschnitzeln aus dem umliegenden Wald produziert St. Peter nun mehr als 300 Prozent des eigenen Strombedarfs.

St. Peter und die 226 engagierten BürgerInnen weisen damit den Weg, wie trotz der Blockaden und der Sabotage vonseiten der Parteien-Politik die Energie-Wende vorangetrieben werden kann. Der in Sichtweite der Windkraftanlagen gelegene Gschwinghof wird von der Familie Weber seit Generationen betrieben. "Wir liefern hier bei uns tagtäglich den Beweis dafür, daß sich Tourismus und Windenergie hervorragend vertragen," sagt Matthäus Weber, der sich als Gründungsmitglied in der Gemeinde St. Peter beim Aufbau des Fernwärmenetzes engagierte. Bereits sein Großvater hatte ein kleines Wasserkraftwerk installiert, das den ersten Strom auf dem Hof erzeugte und die tägliche Arbeit etwas erleichterte.

Auf dem Gschwinghof wird seit zehn Jahren mehr Energie durch erneuerbare Energien erzeugt, als auf dem Hof benötigt wird. 2002 wurde die 600-kW-Windkraftanlage auf dem eigenen Grundstück fertiggestellt. Der Öko-Landwirt hatte beim Bau selbst mit Hand angelegt. Das Windrad produziert den Jahres-Strombedarf eines Durchschnittshaushalts an einem einzigen Tag. Die ohne Subventionen finanzierte und knapp 100 Meter hohe Anlage paßt nach Ansicht von Matthäus Weber "sehr gut in die Landschaft". St. Peter beweist seit langem, daß Windkraftanlagen dem Tourismus nicht abträglich sind. Und gerade der Gschwinghof zeigt, daß das Engagement der Familie Weber auch von Urlaubsgästen geschätzt wird: Er erhielt schon mehrfach die Auszeichnung zum beliebtesten Ferienhof Baden-Württembergs.

Wenig bekannt ist leider, daß die erneuerbaren Energien bereits heute kostengünstiger sind als die Energieerzeugung aus Atomenergie und Kohle. Bislang rechnete sich das Beharren auf ihren Großkraftwerken für die "Großen Vier" allein noch dadurch, daß Atomenergie in Deutschland auch in den vergangenen Jahren mit jährlich über 11 Milliarden Euro und die Stromerzeugung aus Steinkohle und Braunkohle jährlich mit über 13 Milliarden Euro subventioniert wird (Siehe auch unseren Artikel v. 14.10.13).

Nachdem die erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr die Marke von 25 Prozent an der Strom-Erzeugung überschritten, fürchten die "Großen Vier" um ihre Geschäftsgrundlage. Strom aus Windkraft-Anlagen, aber auch aus Solar-, Wasserkraft- und Biogas-Anlagen wird immer preiswerter und schmälert die Profite der Kohlekraftwerks- und AKW-Betreiber. Der Aktienkurs von RWE ist seit 2008 um über 70 Prozent gesunken, bei E.on waren es in diesen fünf Jahren sogar fast 75 Prozent. Die Energie-Wende in Deutschland durchzusetzen, bedeutet in der Konsequenz nichts anderes als die Zerschlagung der "Großen Vier". Und wenn dies in Deutschland jemand verstanden hat, dann die Führungsriege in den Vorstandsetagen von RWE, E.on, Vattenfall und EnBW. Sie bestimmen nach wie vor den energiepolitischen Kurs der Bundesregierung, aber auch den von "Grün-Rot" in Baden-Württemberg.

Baden-Württemberg ist immer noch das Schlußlicht bei einem Vergleich der deutschen Bundesländer im Hinblick auf den Ausbaustand der erneuerbaren Energien. Ende 2008 waren in Baden-Württemberg lediglich 344 Windkraftanlagen mit insgesamt 422 MW installiert; diese erzeugten rund 0,7 Prozent des Nettostromverbrauchs. Ende 2011 waren es dann 378 Windkraftanlagen mit 486 MW Gesamtleistung. In diesem Zeitraum wurden also in Schnitt 11 Anlagen pro Jahr errichtet. Doch seit dem Start der Landesregierung unter dem Pseudo-Grünen Winfried Kretschmann im März 2011 hat sich in Baden-Württemberg nichts verbessert: Im Jahr 2012 wurden gerade einmal neun Windkraftanlagen errichtet und im ersten Halbjahr 2013 kam keine einzige dazu.

Es steht daher in den Sternen, wie das Anfang 2011 von "Grün-Rot" versprochene - und nicht sonderlich ambitionierte - Ziel von 10 Prozent Erneuerbare am baden-württembergischen Strombedarf im Jahr 2020 erreicht werden soll. Der Ausbau von Kleinwasser-Kraftwerken, die gerade im Schwarzwald ein riesiges Potential darstellen, wird unter "Grün-Rot" fast noch extremer behindert als der Ausbau der Windenergie. Unabhängige Studien zeigen dagegen auf, daß allein auf 0,4 Prozent der Fläche Baden-Württembergs 20 Prozent des Strombedarfs sich mit Windenergie decken ließe.

Daß bei der Windenergie im "Ländle" kein Druck auf die Landesregierung ausgeübt wird und die Energie-Wende daher weiter wie in den Zeiten von Mappus, Oettinger und Teufel gebremst werden kann, ist auch damit zu erklären, daß - ähnlich wie bei Versorgungsposten auf EU-Ebene - ein ehemaliger Landtags­abgeordneter der Pseudo-Grünen namens Walter Witzel, der bis zu seinem Ausscheiden aus dem Landtag im Jahr 2006 nie als unbequem aufgefallen war, im Alter von 57 Jahren nahtlos auf den Posten des baden-württembergischen Landesvorsitzenden des Bundesverband Windenergie (BWE) wechseln durfte. Vom BWE sind daher in Baden-Württemberg keine Impulse zu erwarten. Der Verband wird die ihm zugewiesene Rolle als Vorfeld-Organisation und kostenlose PR-Abteilung der "grün-roten" Landesregierung spielen - selbst wenn das "Ländle" auch zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2016 immer noch im Vergleich der Bundesländer bei Ausbau der erneuerbaren Energien das Schlußlicht bilden wird.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Rauchzeichen von "Rot-Grün"
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      knapp gescheitert (3.11.13)

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      Volksentscheid Energie-Netze Berlin
      Vattenfall will Netzrückkauf stoppen (15.10.13)

      EU-Kommissar Oettinger manipuliert
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      Strom-Importe wegen Merkels "Atom-Ausstieg"?
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