Berlin (LiZ). Die Deutsche Bahn AG stellt die Nachtzüge aus Berlin, Hamburg und München nach Paris ein. Der letzte Nachtzug ab Amsterdam, Basel und Prag nach Kopenhagen fuhr bereits Ende Oktober. Und die Verbindung von Berlin nach Amsterdam wird deutlich ausgedünnt. Dagegen protestierten heute AktivistInnen vom 'Bündnis Bahn für Alle' und von der Umweltschutz-Organisation 'Robin Wood'.
Heute Nacht wird der letzte Nachtzug von Berlin nach Paris fahren. Nach Ansicht von UmweltschützerInnen und vielen enthusiastischen Bahn-NutzerInnen vertreibt das Management der Bahn die Kundschaft. Dies ist auch wenig verwunderlich, da sowohl der frühere Bahn-Chef Hartmut Mehdorn als auch sein Nachfolger Rüdiger Grube aus der Flugzeug-Branche stammen (Siehe unseren Artikel v. 2.04.09). Unter Bahnchef Mehdorn war rund ein Dutzend ehemals führender Manager aus den Bereichen Rüstung, Autoindustrie und Luftfahrt in das Top-Management der Bahn aufgerückt. Und gerade die Städte-Verbindungen stehen in direkter Konkurrenz zu innereuropäischen Flugverbindungen.
AktivistInnen vom 'Bündnis Bahn für Alle' und von der Umweltschutz-Organisation 'Robin Wood' haben heute im Berliner Hauptbahnhof gegen die Einstellung der Nachtzüge der Deutschen Bahn AG protestiert. Die Forderung lautet, weiter Nachtzüge anzubieten und damit eine klimaverträglichere Alternative zu innereuropäischen Flügen anzubieten. KletterInnen ließen ein Transparent im Bahnhofsgebäude über dem ersten Untergeschoss herunter mit der Aufschrift "Nachtzug statt Nachtflug".
Nach Angaben der Deutschen Bahn hat der Nachtzug-Verkehr im Geschäftsfeld 'DB Bahn Fernverkehr' 2013 ein Defizit von 18 Millionen Euro verursacht. Davon seien drei Millionen Euro Defizit durch die Verbindung nach Kopenhagen und sechs Millionen Euro durch die Verbindung nach Paris verursacht worden. Recherchen ergaben jedoch, daß ein erheblicher Teil der Kosten für die Nachtzüge durch Trassen- und Stationsgebühren entstehen - und diese finden sich in der Bilanz der DB AG als Einnahmen im Geschäftsfeld DB Netze wieder.
"Die DB AG weigert sich, diesen internen Geldfluß nach dem Prinzip 'linke Tasche, rechte Tasche' genau zu beziffern. Doch wir können davon ausgehen, daß ein geringer einstelliger Millionenbetrag übrig bleibt, der nun als Begründung für massive Einschnitte ins europäische Nachtzugnetz herhalten muß," erläutert Monika Lege, Verkehrsexpertin von 'Robin Wood'.
Nachtzüge sind deutlich weniger klimaschädlich als vergleichbare innereuropäische Flüge. Im kommenden Jahr tagt der Weltklimarat in Paris und wie sämtliche Klima-Gipfel der vergangenen Jahrzehnte wird als Bilanz ein weiterer gewaltiger Kerosinverbrauch durch die TeilnehmerInnen, viel warme Worte und keinerlei Taten zu verzeichnen sein.. Die Bundesregierung schreibt in ihrem in der vergangenen Woche verabschiedeten "Aktionsprogramm Klimaschutz", daß der Verkehrssektor in den nächsten sechs Jahren sieben bis zehn Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid einsparen muß. Die Diskrepanz zwischen Worten und Taten kann kaum deutlicher als durch die Streichung der Nachtzüge durch das staatseigene Unternehmen zu Tage treten.
Die AktivistInnen wiesen in dem heute verteilten Info-Material darauf hin, daß Nachtzüge unverzichtbar für den Systemnutzen der Bahn im Personenverkehr sind. Ohne diese werden die KundInnen gezwungen, auf längeren Strecken einen zusätzlichen Tag und eine Hotelübernachtung in Kauf zu nehmen. Es sei absehbar, daß viele bisher regelmäßige Bahn-NutzerInnen ihre Reisegewohnheiten ändern und öfter im Flugzeug und auf der Straße unterwegs sein werden.
"Zum Fahrplanwechsel verkündet die Deutsche Bahn AG ihren Fahrgästen alljährlich neue Grausamkeiten," sagt Bernhard Knierim vom 'Bündnis Bahn für Alle'. "Die Abschaffung der Bahncard wird zwar noch dementiert. Doch seit 2003 sind ihre Kosten um satte 85 Prozent gestiegen, die Ticketpreise im Nah- und Fernverkehr um vierzig Prozent. Das ist das Doppelte der Inflationsrate im gleichen Zeitraum."
Anmerkungen
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