Biogas-Ausbau mit EEG abgewürgt
trotz Bedeutung als Energie-Speicher
Berlin (LiZ). Der prozentuale Anteil von Biogas an der Strom-Produktion aus erneuerbaren Energien in Deutschland nimmt ab, während der Stellenwert von Biogas als Energie-Speicher wächst. Diese unsinnige Entwicklung beruht auf den von Wirtschafts-Minister Sigmar Gabriel durchgesetzten Veränderungen am EEG.
Laut den vorliegenden Zahlen sank der Biogas-Anteil an der EE-Stromerzeugung 2015 gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent auf 15,4 Prozent - entsprechend 30 TWh (1 Terawattstunde = 1 Milliarde Kilowattstunden). Damit nahm Biogas hinter der Windenergie (44,3 %) und dem Solarstrom (19,8 %) den dritten Rang ein. Der Ausbau von Kleinwasser-Kraftwerken wird durch das EEG, ausufernde Genehmigungs-Verfahren und unsinnige, kostenintensive Auflagen seit vielen Jahren in Deutschland massiv sabotiert.
Weil die Produktion von Wind- und Solarstrom witterungsbedingt stark schwankt, benötigen diese fluktuierenden erneuerbaren Energien eine verläßliche Ausgleichsenergie. Biogas und Wasserkraft könnten diese Aufgabe verstärkt übernehmen, wenn klimaschädliche Kohlekraftwerke und gefährliche Atommeiler endlich stillgelegt würden. "Bereits heute haben Hunderte Anlagen-Betreiber durch hohe Investitionen in Speicher und Blockheizkraftwerke ihre Biogas-Anlagen für einen flexiblen Betrieb ertüchtigt. Viele weitere könnten folgen. Wir benötigen dazu mit der bevorstehenden Novelle des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes aber eine solide rechtliche Grundlage - und zwar sowohl für bestehende als auch für neue Biogas-Anlagen," fordert Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fachverbandes Biogas.
Der Verband kritisiert, daß es bei der derzeitigen Ausgestaltung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) an fairen Regeln für Biogas-Anlagen fehlt. In der Folge bleibe das Potenzial dieser bedarfsgerechten und klimaverträglichen Strom-Produktion unerschlossen. "Biogas ist der mit Abstand kostengünstigste Energie-Speicher. Damit Biogas die fluktuierende Produktion von Wind- und Solarstrom sinnvoll ausgleichen kann, ist eine Strom-Produktion von Biogas mindestens auf dem heutigen Niveau notwendig," betonte da Costa Gomez. Im vergangenen Jahr erreichte der Beitrag der Biomasse zur gesamten Strom-Produktion in Deutschland 7,7 Prozent - entsprechen 49,9 TWh. Biogas steuerte davon 30 TWh bei. Zum Vergleich: Laut einer Studie im Auftrag des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) müßte eine nur geringfügig größere Menge an erneuerbarem Strom - nämlich 34,5 TWh - gespeichert oder verlagert werden, um bei einer 100-Prozent-Stromerzeugung durch erneuerbare Energien Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Etwa 1700 Megawatt (MW) der rund 4200 MW an insgesamt installierter Biogas-Leistung in Deutschland sind bereits in der Flexibilitäts-Prämie gemeldet. "Die Biogas-Anlagen-Betreiber sind gut vorbereitet, um künftig verstärkt flexibel Strom zu produzieren. Dafür benötigen sie aber die notwendigen Rahmenbedingungen," betonte da Costa Gomez. Wird Biogas hingegen abgewürgt - wie derzeit im EEG-Gesetzentwurf von Wirtschafts-Minister Sigmar Gabriel vorgesehen - , so fällt es in Zukunft als Lieferant von Ausgleichs-Energie für den fluktuierenden Solar- und Wind-Strom aus. "Tausende von Biogas-Anlagen werden als Investitionsruinen im ganzen Land herumstehen, anstatt mit verläßlichem Strom einen wesentlichen Beitrag für eine sichere erneuerbare Energiewende zu leisten," warnt da Costa Gomez.
In den 18 Jahren von 1990 bis 2007 wuchs die Strom-Produktion aus Biomasse noch jährlich um durchschnittlich 15 Prozent. In den sechs Jahren bis 2013 war immerhin - trotz zunehmender Sabotage von politischer Seite - noch ein jährliches Wachstum um durchschnittlich 12 Prozent zu verzeichnen. Erst in den Jahren 2014 und 2015 sank die Ausbaurate auf rund 2 Prozent. Mit weniger politischen Friktionen wäre daher in Zukunft auf der Grundlage der technischen Möglichkeiten zumindest eine Ausbaurate von jährlich 12 Prozent realisierbar. Damit wäre in nur sechs Jahren - also bis 2021 - eine jährliche Strom-Produktion aus Biomasse von 98 TWh möglich. Um eine Energie-Wende in sechs Jahren mit 100-Prozent-Stromerzeugung durch erneuerbare Energien zu erreichen, würde allerdings 60 TWh Jahresproduktion völlig ausreichen.
Eine unabhängige Studie zeigt, daß eine Energie-Wende innerhalb von nur 6 Jahren technisch - nicht politisch - zu realisieren ist. Bis 2021 können insgesamt 420 TWh Jahresbedarf durch 60 TWh aus Wasser-Kraftwerken, 210 TWh aus Wind-Kraftwerken, 60 TWh aus Biomasse und 90 TWh aus Photovoltaik bereitgestellt werden:
Siehe hierzu auch unseren Artikel v. 8.01.16.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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